Arbeitskreis Binnendünen

Der Arbeitskreis Binnendünnen existiert seit 2022 und hat sich zum Ziel gesetzt, den Erhaltungszustand der Binnendünen und ihrer besonderen FFH-Lebensraumtypen zu verbessern. Bei der jährlich stattfindenden Tagung kommen Vertreter*innen verschiedener Organisationen und Expert*innen unterschiedlicher Fachbereiche zusammen, um sich über Maßnahmen auszutauschen.

Entstehung, Ökologie und Management von Binnendünen

Trockenrasen auf Binnendünen sind besonders schützenswerte FFH-Lebensraumtypen. Hier kommen spezialisierte Pflanzen-, Tier- und Flechten-Arten vor, die fast nur noch im Bereich des Elbe-Urstromtals zu finden sind (LRT 2310 und 6120). Daraus ergibt sich eine große Verantwortung, die Flächen in Hamburg und Umgebung für die sehr seltenen Arten und Lebensgemeinschaften zu bewahren. 

Der Arbeitskreis hat sich 2022 zusammengeschlossen, um Wissen und Erfahrungen aus verschiedenen Disziplinen (Botanik, Zoologie, Landschaftspflege) zu sammeln, sowie haupt- und ehrenamtlich Engagierte aus diesen Bereichen zu vernetzen. Jährlich findet eine Fachtagung statt, zusätzlich gibt es ein Online-Vortragsangebot.

Wenn Sie über die Termine informiert werden möchten, wenden Sie sich gern an Viola Bödewadt unter viola.boedewadt@loki-schmidt-stiftung.de. Weitere Informationen zu den Fachtagungen finden Sie auch auf unserer Website zur Naturschutz-Akademie Hamburg.

 

Rückblick auf die vergangenen Fachtagungen

2025: Lüneburger Heide

Die Loki Schmidt Stiftung, die Niedersächsische Landesforst und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) luden im Juli 2025 in das Walderlebnis Ehrhorn in Schneverdingen zur 4. Fachtagung des Arbeitskreises Binnendünen in der Metropolregion Hamburg ein.

Das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide besteht seit 1922 und gehört damit zu den ältesten Naturschutzgebieten Deutschlands. Heute gehört der Lebensraumtyp 2330 – Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen – zu den stark gefährdeten Lebensraumtypen und weist damit höchste Priorität für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen auf. Die Entstehung der Binnendünen, die spezialisierten, teils seltenen Käferarten, und Maßnahmen zur Wiederherstellung der wertvollen Lebensräume – all das stand auf dem Programm der Tagung. Das „LIFE-Projekt Atlantische Sandlandschaften“ gab einen besonderen Fokus auf diese Grasflächen in den Dünen.

Diskutiert wurden die Herausforderungen bei der Umsetzung und in der Pflege der Flächen. Expert*innen und Interessierte aus diversen Institutionen tauschten sich zu den Ansprüchen der Flora und Fauna dieser Lebensräume aus, und wie man sie bestmöglich miteinander vereinbaren kann. Wie geht man mit nicht heimischen Pflanzenarten (Neophyten) wie der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) um? Wie viel Eingriff ist gerechtfertigt, um das Gelände offen zu halten und die geschützten Lebensraumtypen zu erhalten?

Zum Abschluss ging es auf Exkursion zum nahegelegenen „Großen Sand“, um die Flächen, auf denen Maßnahmen durchgeführt wurden, zu begutachten. Diese beinhalten das Entfernen von Gehölz und Einzelbäumen, Mulchen, und die Entfernung des Oberbodens, um das Dünenareal wiederherzustellen. Der abgetragene Boden wurde ortsnah wiederverwendet, um lange klimaschädliche Transporte zu vermeiden. Anschließend konnten die Teilnehmenden im Naturwald erleben, was aus der Ehrhorner Düne geworden ist, die sich selbst überlassen wurde.


2024: Holmer Sandberge

Im Mai 2024 fand die 3. Binnendünentagung in den Holmer Sandbergen statt, eines der größten Binnendünengebiete Norddeutschlands, das zwischen Appen, Holm und der Stadt Wedel liegt. Die Holmer Sandberge wurden, wie so viele andere, im 19. Jahrhundert großflächig mit Kiefern aufgeforstet. Ab 2005 legte die Gemeinde Holm mehr als 15 Hektar dieser Dünenfläche wieder frei.

Hier haben sich seltene und besonders geschützte Lebensraumtypen wie trockene Sandheiden (LRT 2310) und Binnendünen mit Magerrasen (LRT 2330) ausgebildet. Die von Nährstoffarmut geprägten Trocken-Biotope sind Lebensraum einer Vielzahl von gefährdeten Pflanzen- und Tierarten. Kleinflächig gibt es auch feuchte und trockene Heiden (LRT 4010 und 4030), sowie Borstgrasrasen (LRT 6230) und bodensaure Eichenwälder (LRT 9190). Die Ökologie, insbesondere der vor knapp 20 Jahren geschaffenen Lebensräume, ihr Management und ihr Artenreichtum war der Fokus der Fachtagung. Eine Exkursion in die wieder freigelegten Holmer Sandberge bildete den Abschluss der Tagung.

Ziel der Fachtagung war es, Wissen und Erfahrungen aus verschiedenen Disziplinen, der Botanik, Zoologie und Landschaftspflege, zu sammeln, um die wertvollen Trockenrasenbiotope zu erhalten bzw. nachhaltig zu entwickeln und das Flächenmanagement insgesamt zu optimieren. Die Teilnehmenden tauschten sich zu den Ansprüchen der Dünenflora und -fauna aus und diskutierten Ansätze, wie diese optimal geschützt und gefördert werden können. Welche Rolle kommt dabei einer Beweidung oder Mahd zu? Wie kann der Eintrag von Nährstoffen minimiert werden?


2023: Binnendünen in Kaarßen und Stixe

Die Loki Schmidt Stiftung, der Landkreis Lüneburg und die Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue luden im August 2023 zur 2. Fachtagung des Arbeitskreises Binnendünen zum Biotoppflegemanagement unter dem Thema „Flechten-Kiefernwälder auf Binnendünen erhalten“ ein. Teilnehmende aus fünf Bundesländern reisten an für einen vielfältigen Austausch von Erfahrungen und eine angeregte Diskussion um geeignete Maßnahmen zur Erhaltung dieser Trockenlebensräume.

Flechten-Kiefernwälder sind wenig bekannte, durch menschliche Nutzung entstandene Lebensräume. In der Vergangenheit wurde nicht nur das Holz dieser Wälder genutzt, sondern auch die Streuschicht und der humushaltige Oberboden. Dadurch magerte der ohnehin karge Boden immer mehr aus, sodass nur extrem spezialisierte Flechtenarten unter diesen Bedingungen gedeihen. Nachdem die Streunutzung nach Ende des Zweiten Weltkriegs eingestellt wurde, breiteten sich wieder Gräser, Moose, und weitere konkurrenzstärkere Pflanzenarten aus. Die extrem seltenen Flechtenarten gingen zurück oder verschwanden ganz. Im Bereich des Carrenziener Dünenzuges sind noch Relikte dieses alten Waldtyps zu finden. Wie diese erhalten und gepflegt werden können, war die zentrale Fragestellung der Tagung.

Die Entstehung und historische Nutzung, aber auch Botanik, Zoologie und Naturschutzfragen wurden vorgetragen und diskutiert, um das Pflegemanagement der Dünen zu optimieren und die wertvollen Trockenrasen und seltenen Flechtenarten zu erhalten. Expert*innen und Interessierte aus diversen Institutionen tauschten sich zu den Ansprüchen der Flora und Fauna dieses Lebensraums aus, und wie man sie bestmöglich miteinander vereinbaren kann. Wie geht man mit nicht heimischen Pflanzenarten (Neophyten) wie dem Kaktusmoos (Campylopus introflexus) um? Wie lässt sich der Eintrag von Stickstoff vermeiden, durch den die besonders seltenen Flechtenarten zurückgehen?

Am Nachmittag startete eine rund zweistündige Exkursion zu den nahegelegenen Flechten-Kiefernwäldern, um die Flächen, auf denen naturschutzfachliche Maßnahmen durchgeführt wurden, zu begutachten und die Pflegemaßnahmen vorzustellen. Der Carrenziener Forst ist das größte zusammenhängende Gebiet in Niedersachsen mit dem europäisch geschützten Lebensraumtyp 91T0, den mitteleuropäischen Kiefernwäldern.


2022: Binnendüne Gothmann

Die 1. Fachtagung des Arbeitskreises Binnendünen fand im August 2022 in Kooperation mit dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe – Mecklenburg-Vorpommern in Boizenburg statt. An der unteren Mittelelbe in Mecklenburg-Vorpommern befindet sich ein charakteristischer Lebensraum des Elbe Urstromtals, der nur noch selten zu finden ist: die Binnendüne.

Die Trockenrasen-Vegetation der Binnendüne Gothmann ist ein besonders erhaltenswertes Biotop. Zahlreiche seltene Pflanzen, Tiere und Flechten, die an die speziellen Lebensbedingungen angepasst sind, finden auf der Düne in den Lebensraumtypen Silbergras-Pionierrasen (LRT 2330) und Blauschillergrasrasen (LRT 6120) ihr zu Hause. Um diese zu erhalten, muss die Fläche von einem Aufwuchs durch Gehölze wie Kiefern frei gehalten werden.

Wie kann dieser wertvolle Lebensraum erhalten und verbessert werden? Wie können die FFH-Arten geschützt werden? Kommt Beweidung oder Mahd in Frage? Wie vermeidet man den Eintrag von Nährstoffen und die Ausbreitung invasiver Arten?

Vorträge aus verschiedenen Bereichen der Botanik, Zoologie und Naturschutz informieren über die Ansprüche der Flora und Fauna von Binnendünen sowie über mögliche Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung des Biotops. Zum Schluss führte eine zweistündige Exkursion in die Dünen, um die Naturschutz- und Pflegemaßnahmen zu begutachten.


Ihre Ansprechpartnerin

Loki Schmidt Stiftung
Viola Bödewadt
Versmannstraße 60, 20457 Hamburg
040 / 2840998-36 | viola.boedewadt@loki-schmidt-stiftung.de

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