Nach der Blüte bildet die Küchenschelle einen attraktiven Samenstand aus, der aus vielen kleinen, mit einem Federschweif versehenen Früchten besteht. Dieser Schweif dient der Verbreitung der Früchte durch den Wind. Im Schwebflug können sie bis zu 80m weit fliegen. Treffensie dann auf offenen Boden, so können sich die Samen durch hygroskopische Bewegungen mit ihrer Spitze in die Erde einbohren. So wie es die Haare als Verdunstungsschutz der Pflanze ermöglichen, längere Trockenperioden zu überstehen, so trägt auch das Wurzelwerk dazu bei, an trockenen Standorten zu überleben. Ihr Wurzelsystem kann bis in eine Tiefe von 1,5 m reichen und somit Wasserreserven nutzen, die für andere Pflanzen nicht mehr erreichbar sind.
Die ganze Pflanze ist giftig. Ihre Inhaltsstoffe (Anemonin) können zu Kreislauf- und Atemlähmung führen. Medizinisch verwendet wird sie in Heilkräutertees gegen hormonelle Störungen bei Frauen und gegen Erkältungskrankheiten sowie in der Homöopathie.
Der Name Küchenschelle oder Kuhschelle bezieht sich auf die Form der Blüte, bei denen sechs zipfelförmige Blütenblätter eine heilviolette Glocke oder Schelle bilden, die an eine Kuhglocke erinnert. Im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung Pulsatilla, die nickende Blüten besitzen, stehen die Blüten der Echten Küchenschelle aufrecht.
Die Echte Küchenschelle kommt zerstreut in Mitteleuropa vor, fehlt aber in den Alpen. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze liegt in England und Südskandinavien. Im Osten dringt sie bis in die Ukraine vor, im Westen bis Nordfrankreich. Die Südgrenze ihrer Verbreitung liegt in der Nordschweiz und in Slowenien. Sie liebt einen sandigen, kalkhaltigen Boden und hat daher in Deutschland ihr Hauptverbreitungsgebiet auf den Kalkgesteinen der Mittelgebirge. In der Norddeutschen Tiefebene ist sie sehr selten und dort nur auf mergelhaltigen, kiesigen Böden der Endmoränen anzutreffen.
Gefährdet ist die auf trockene Magerrasen und Licht angewiesene Küchenschelle einerseits durch Nährstoffeintrag, andererseits durch Aufgabe der Nutzung durch extensive Beweidung oder Mahd. Als konkurrenzschwache Art verschwindet sie von ihrem Standort, wenn sie durch aufkommende Gehölze beschattet oder von stark wachsenden Gräsern unterdrückt wird. Besonders in Norddeutschland ist bei der Küchenschelle ein extremer Bestandsrückgang zu verzeichnen. Seit der Wende sind die Populationen in den neuen norddeutschen Bundesländern zusätzlich zur bestehenden einer besonderen Gefährdung ausgesetzt, nämlich durch Abbau ihrer Standorte zur Kies- und Sandgewinnung.
Die Küchenschelle ist auch eine beliebte Gartenpflanze, die sich besonders in Steingärten gut einfügt. Sie wurde daher früher leider oft am natürlichen Standort ausgegraben. Ausgraben, aber auch Pflücken, bedeuten schwere Beeinträchtigungen für den Bestand und sind durch die Bundesartenschutzverordnung verboten. Dem Gartenbesitzer wird jedoch die Küchenschelle von gut sortierten Staudengärtnereien sowohl in der Wildform als auch in züchterisch veränderten Sorten mit größeren Blüten oder anderen Farben als die Wildform (dunkelviolett oder weiß) angeboten.
Küchenschellenwiese bei Schaafhausen (Niedersachsen)
Küchenschellenwiese bei Kassau (Niedersachsen)