Das Alpenglöckchen soll als typische Charakterart der Gebirgsregionen auf seinen Lebensraum aufmerksam machen. Aktuell gibt es sie noch, die blühende Pflanzenvielfalt innerhalb der alpinen Rasen- und Wiesengesellschaften, jedoch gehen die verfügbaren Biotope zurück. Der empfindsame Lebensraum von Alpenglöckchen & Co. wird insbesondere durch diverse Freizeitaktivitäten beansprucht und gilt heute als gefährdet. Mit der Wahl von Soldanella alpina zur Blume des Jahres 2004 soll für den Erhalt der alpinen Standorte, aber auch für einen "sanften Tourismus" geworben werden, welcher eine nachhaltige Koexistenz zum wechselseitigen Gewinn gewährleistet. Schließlich sind Eigenart und Schönheit der Gebirgsregionen unwiderruflich mit der Vorstellung von blühenden Bergwiesen verknüpft.
Das Alpenglöckchen wird auch Almglöckchen, Blaues Schneeglöckchen und Alpen-Troddelblume (nach der Form der Blüten) genannt. Der botanische Gattungsname Soldanella ist höchst wahrscheinlich von der italienischen Bezeichnung "soldo" (= Münze) abgeleitet worden und bezieht sich auf die rundlichen Blätter der Pflanze. Der Artenname alpina benennt den Herkunftsort.
Soldanella alpina wird pflanzensoziologisch der Schneetälchengesellschaft zugeordnet, was das Charakteristikum des natürlichen Standortes widerspiegelt: es sind die (lange) schneebedeckten Senken der alpinen und subalpinen Stufen in Höhenlagen zwischen 600 m üNN und 3000 m üNN (Alpen und Voralpen, Pyrenäen, Jura, Karpathen, Balkan). Eine geobotanische Besonderheit im Schwarzwald stellt ein isolierter Bestand auf dem Feldberg dar, nachweislich handelt es sich hier um ein eiszeitliches Reliktvorkommen des Alpenglöckchens.
Die mehrjährige Pflanze (Staude) ist charakterisiert durch einen kurzen, schräg stehenden Wurzelstock und nierenförmig-rundlichen, dunkelgrünen Laubblättern, welche lederig-dicklich und kahl sind und von langen, rötlichbraunen Stielen getragen werden. Die Pflanze wird insgesamt 15 cm bis 18 cm hoch. Der mehrblütig nickende Blütenstand zeigt ein blau-violettes Farbenspiel. Die Einzelblüte ist ca. 1cm groß, trichterförmig und bis über die Mitte gefranst. Die Blüten zeigen sich unmittelbar bzw. noch während der Schneeschmelze im Mai/Juni (in hohen Lagen auch Juli). Die aufstrebende dunkle Blütenknospe schmilzt dabei von unten heraus dünne Schnee- und Eisschichten. Das Alpenglöckchen zählt zu den Primelgewächsen (Primulaceae). Die Frucht ist eine vielsamige aufspringende Kapsel. Die Soldanella neigt dazu Bastarde auszubilden, so benennt die Fachliteratur 4–10 Arten der Gattung. Diese werden jedoch nach Bodenstandorten unterschieden in Arten der silikat- oder der kalkhaltigen Böden. Alle Arten sind geschützt.
Die zierliche Licht-Halbschattenpflanze liebt es gesellig, an kühlen (absonnigen), sickerfeuchten, vermoorten (auch quelligen) kalkhaltigen Plätzen, gerne auf nährstoff- und basenreichen Böden. Am natürlichen Standort wächst sie in sog. Rieselfluren in steinigen Sumpfhumus-Böden.
Potentiell bedroht sind die Biotopflächen durch Be- und Überweidung der Almwiesen, Eutrophierung der Sickerfluren oder durch Trockenfallen infolge Quellwasserfassungen. Des Weiteren sind die feucht-nassen und sehr geringmächtigen Bodenhorizonte äußerst empfindlich gegenüber Trittbelastungen und Bodenverdichtungen jeder Art. Eine direkte Bestandsgefährdung geht insbesondere aber von unterschiedlichsten Freizeitaktivitäten und deren baulichen Infrastrukturen. Die Gebirgsregionen werden heute im Sommer- wie im Winterhalbjahr genutzt von Wanderern und Wanderinnen, Mountainbiker*innen, Bergsteiger*innen, Flieger*innen (Flugdrachen, Gleitschirmen usw.) und Sikläufer*innen. Damit einhergehend erfordern wegebauliche Erschließungen inklusive Rast- und Parkplätzen, Sikliften und Bergbahnstationen etc. Bodenentwässerungs-, Verdichtungs- und /oder Versiegelungsmaßnahmen. Damit wird Soldanella alpina, wie auch den anderen Arten der Schneetälchengesellschaft, wertvolle Biotopflächen entzogen bzw. der Gesamtbestand nachhaltig geschädigt.
Im Privatgarten ist sie eine Liebhaberpflanze im Steingartenbereich. Gut eignet sich das Alpenglöckchen auch als typischer Vertreter der Gebirgsregionen für das Alpinum in Botanischen Gärten.