1995 - Trollblume

Trollius europaeus

1995 - Trollblume

 
Auch die Trollblume lebt in feuchten Wiesen, wenn diese etwas quellig sind und mineralhaltiges Grundwasser austritt. Auf einer bereits 1979 gekauften Wiese der Stiftung im Westerwald gibt es noch immer ein großes Vorkommen.


Die Trollblume soll, ebenso wie ihre Vorgänger als Blumen der Jahre (1993 die Schachblume, 1994 das Breitblättrige Knabenkraut), hinweisen auf die heute selten gewordenen feuchten und moorigen Wiesen, die extensiv genutzt werden. Ein Erhalt oder eine Renaturierung ihrer Lebensräume hilft auch anderen, an feuchte Wiesen gebundenen Pflanzen und Tiere, zu denen Wiesenbrüter (Braunkehlchen, Wiesenpieper, Bekassine) und eine reiche Insektenwelt vor allem der Bergwiesen gehören.

Beschreibung

Die ausdauernde zehn bis 50 cm hohe, schwach giftige Staude blüht im Mai und Juni. Die hell- bis goldgelbe Blüte (selten 2–3 Blüten) ist bis zu 3 cm groß und sitzt am Ende des aufrechten Stängels. Die äußeren Blütenblätter neigen sich kugelig zusammen und schützen die inneren, sehr schmalen Honigblätter sowie zahlreiche Staub- und Fruchtblätter vor Regen. Nektarsuchende Insekten – Bienen, Hummeln, Kleine Fliegen und Käfer – zwängen sich von oben in die Blüten und bestäuben sie dabei. Schwedische Forscher fanden heraus, dass Trollblumenblüten drei Arten von winzigen Blumenfliegen als Brutstätte für ihre Eier dienen. Bis zu sechs schlüpfende Fliegenlarven, die sich von den Blumensamen ernähren, kann eine Trollblumenblüte "verkraften". Sind es mehr, übertrifft der Schaden, den die Fliegen anrichten, den Nutzen ihrer Bestäubertätigkeit. Die grundständigen Blätter der Trollblume sind oberseits dunkelgrün, unterseits heller, handförmig geteilt mit dreilappigen Abschnitten.

Name

Alle der zahlreichen Volksnamen (Eierblom, Goldknopf, Pfingstrolle, Wasserrolle, Kugelranunkel, Goldköpfchen oder Butterkugel) beziehen sich auf die Blütenfarbe oder -form. Die Herkunft des Gattungsnamens ist zweifelhaft: entweder vom lateinischen trullus = rundes Schopfgefäß abgeleitet oder vom altdeutschen trol = kugeliges Gebilde. Die Artbezeichnung europaeus deutet auf das europäische Verbreitungsgebiet der Pflanze hin. Es erstreckt sich von den Pyrenäen und dem Appennin bis nach Nordskandinavien.

Herkunft

Trollblumen sind auf feuchte, auch quellnasse Standorte angewiesen. Sie gedeihen auf humusreichen und gut nährstoffversorgten Wiesen, Wiesenmooren und in Hochstaudenfluren. In den Alpen kommen sie bis in 3000 m Höhe vor, treten aber nur noch im Alpenvorland (z.B. Schwäbische Alb) einigermaßen verbreitet auf. Nach Norden zu sind sie in den Mittelgebirgen östlich des Rheins (Rhön, Westerwald) zu finden. Hier kommen auch noch größere Bestände auf feuchten Bergwiesen vor. In Nordostdeutschland existieren in der Uckermark (Brandenburg und Vorpommern) noch vereinzelte Vorkommen, die allerdings in den letzten Jahrzehnten stark geschrumpft sind. Viele Bestände beschränken sich heute auf verstreute Kleinstpopulationen von 1–10 Stauden. Gelegentliche Vorkommen beruhen auf Verbreitung durch den Menschen, wenn diese reizvoll leuchtendgelb blühende Blume den Weg über Hausgärten zurück in die Natur genommen hat oder auf brachgefallenen Flächen zurückgeblieben ist. Ursprünglich eine Waldpflanze, ist die Trollblume nach Ausbildung von Grünland-Ersatzgesellschaften durch den Menschen heute nur noch auf Wiesen und Weiden zu finden.

Gefährdung

Aus Nordwestdeutschland ist die Trollblume heute verschwunden. Bundesweit ist sie bestandsgefährdet. In vielen Ländern stark gefährdet (NRW, Rheinland-Pfalz) oder vom Aussterben bedroht (Brandenburg). Die meisten ehemaligen Trollblumenbestände sind durch Entwässerung oder Überdüngung vernichtet worden. Trollblumenwiesen mit ihrer artenreichen Begleitflora können nur erhalten werden, wenn Wiesen höchstens einmal im Jahr relativ spät gemäht werden (etwa ab Mitte August, d.h., nach der Samenreife von Trolltus europaeus).

Projekte

1979 erwarb die Stiftung ein rund 8000 Quadratmeter großes Grundstück im jetzigen Naturschutzgebiet Emmerzhausen im Westerwald als Trollblumenwiese. Initiator dieser Pflegefläche war Robert Schmidt aus Daaden, der 1980 für seinen Naturschutzeinsatz mit der Silberpflanze ausgezeichnet wurde. Dieses Wiesengelände besteht aus Feucht- und Nasswiesen. die von einem kleinen Wiesenbach durchflossen werden und von einzelnen Gebüschgruppen durchsetzt sind. Der größte Teil der angekauften Fläche wird von extensiv genutzten, montanen Wiesengesellschaften und Hochstaudenfluren eingenommen, wie sie ehemals für den hohen Westerwald charakteristisch waren. Vergesellschaftet mit Wiesenknöterich finden sich hier Massenvorkommen von Trollblumen. Es handelt sich um einen der größten Bestände in ganz Rheinland-Pfalz mit üherregionaler Bedeutung für den Naturschutz. Mit der Wahl zur Blume des Jahres sollen 1995 wiederum Trollblumen-Wiesen als Stiftungsprojekte ausgewählt werden, Dazu sind vor Ort tätige Naturschutzgruppierungen aufgerufen, schutzwürdige Standorte an die Stiftung heranzutragen.

Gartenpflanze

Die Trollblume ist übrigens auch eine beliebte Gartenpflanze. Sie wurde daher früher leider oft am natürlichen Standort ausgegraben. Ausgraben, aber auch Pflücken, bedeuten schwere Beeinträchtigungen für den Bestand und sind verboten. Demgegenüber wird sie heute von verschiedenen Gärtnereien vermehrt und dem Gartenbesitzer angeboten. Allerdings sind viele Zuchtformen durch Kreuzung mit anderen (amerikanischen) Trollblumenarten entstanden und daher für den Naturgarten weniger geeignet als einheimische Nachzuchten.