Die Kornrade gehört zu der sog. Ackerbegleitflora und war bis in die Sechziger Jahre neben vielen anderen Wildkräutern eine häufige Pflanze im Wintergetreide. Infolge moderner Anbaumethoden innerhalb der Landwirtschaft (insbesondere Saatgutreinigung und Herbizidspritzungen) ist die Kornrade heute ausgestorben oder zählt zu den stark gefährdeten Arten (sog. "Rote-Liste-Arten"). Mit der Wahl zur Blume des Jahres 2003 soll für den Erhalt der Kornrade geworben werden, stellvertretend für alle Ackerwildkräuter - wie etwa Kornblume, Klatschmohn, Kamille, Feld-Rittersporn, Erdrauch, Acker-Wachtelweizen, Acker-Stiefmütterchen, Reiherschnabel. Gleichzeitig steht die Kornrade für eine historische Nutzungsweise der Ackerflächen/Ackerraine, die Vielfalt, Eigenart und Schönheit unserer Kulturlandschaft geprägt und visuell-ästhetisch bereichert hat. Somit kann die Wiederentdeckung der Kornrade und deren Biotope ein anschauliches Beispiel für Landschaftskultur und Geschichte liefern.
Die Kornrade wird auch Ackerrade, Kornnelke, Kornrose oder Radenbleamer genannt. Der botanische Name Agrostemma githago wird abgeleitet von griech. agros = Acker, Feld und stemma = Binde, Kranz. Der Artenname Githago von gith = Name des Schwarzkümmels (Nigella), die Endung ago = bedeutet "Ähnlichkeit mit ...", eine Anspielung auf den Habitus des Samenkorns.
Die Kornrade stammt wahrscheinlich aus dem Vorderen Orient und gilt in Zentraleuropa als Archäophyt, der mit der Einführung des Ackerbaus hier Fuß fassen konnte. Seit dem frühen Mittelalter ist die Kornrade eine der häufigsten Segetalpflanzen (Ackerwildkräuter). Mit ihren tiefen Keimtemperaturen passte sie sich perfekt den Wuchsbedingungen der Wintergetreidefelder an.
Einjährige, oft schon im Herbst keimende, 50 bis 100 cm hohe Pflanze, in allen Teilen filzig-grau behaart, meist unverzweigt oder mit wenigen Seitentrieben, die Blätter sind schmal und ganzrandig. Die fünf Kelchblätter laufen spitz zu und überragen die purpur-violetten Kronblätter. Die auffallende Blüte wird ca. 2cm groß und zeigt sich von Juni bis August. Insbesondere Falter, weniger Bienen suchen hier Nahrung, oft findet aber Selbstbestäubung statt. Der Samen ist verhältnismäßig groß (3–4 mm), nierenförmig, warzig und schwarz. Die Kornrade zählt zu den Nelkengewächsen (Caryophyllaceae). Der Samen der Kornrade enthält einen giftigen Inhaltsstoff (Saponin) und war früher ein gefürchtetes Unkraut im Kornfeld, das den Bauern das Wintergetreidekorn verderben (vergiften) konnte.
Die Licht liebende Art ist anspruchslos gegenüber dem Basenhaushalt oder Feuchtigkeitsgrad der Böden. Sie benötigt jedoch nährstoffreiche und regelmäßig (im Herbst) bearbeitete/gepflügte Standorte, um vegetationsfreie Stellen zum Aufkeimen der Saat zu finden. Als Kaltkeimer ist die Kornrade auf eine Herbstaussaat angewiesen bzw. muss spätestens im zeitigen Frühjahr ausgebracht werden, damit das Samenkorn Minustemperaturen ausgesetzt ist und so zum Wachstum angespornt wird. Da ihr Samen im Boden nur wenige Monate keimfähig bleibt, muss er bei den heutigen Anbaumethoden jedes Jahr wieder neu ausgesät werden.
Als Zierpflanze kann man die Kornrade in Staudenrabatten, z.B. mit Ziergräsern, Storchenschnabel (Geranium-Sorten) usw., verwenden. Sie eignet sich in der Landwirtschaft jedoch auch als Ackerbegleitflora auf Ackerbrachen oder Ackerrandstreifen (vgl. hierzu Förderprogramme des Naturschutzes: Schutzprogramme für Ackerwildkräuter und Ackerrandstreifen-Programme). Zudem ist sie als Gründüngung oder Zwischenfrucht in Privatgärten oder auf landwirtschaftlichen Flächen verwendbar – hier wirkt die Kornrade besonders gegen Rübenzystenälchen, darüber hinaus überträgt sie keine Pflanzenkrankheiten, weil sie mit herkömmlichen Kulturpflanzen nicht verwandt ist.