2008 – Nickende Distel

Carduus nutans

2008 – Nickende Distel

Nickende Distel
Nickende Distel
 
Die Nickende Distel gehört zur Dorfflora, sie besiedelt Wegränder, Böschungen, Weiden und zum Beispiel beweidete Deiche. Sie gilt als wärme, stickstoff- und kalkliebend. Besonders Versiegelung und fehlgeleitete Ordnungsliebe gefährden die attraktive Art.


Begründung

Die Flora und Spontanvegetation der Dörfer war vor ca. 25 Jahren ein Schwerpunkt-Thema von Fachveröffentlichungen, Untersuchungen und Veranstaltungen, so gab es bereits 1981 ein internationales Symposium im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern/Eifel zum Thema “Erhaltung gefährdeter dörflicher Pflanzengesellschaften und historischer Nutzpflanzenkulturen”. Während in der Vergangenheit der ländliche Raum mit einer Vielzahl von unversiegelten Teillebensräumen und Strukturen zwischen Hof- und Gebäudebereich, entlang von Mauern und Hecken, auf Abfall-, Zwischenlager- und Restplätzen etc. geprägt war, hat heute die sogenannte Verstädterung auch das Dorf verändert und insbesondere versiegelte Flächen hinterlassen. Mit der Nickenden Distel, eine Charakterart der sogenannten Dorfflora, soll das Thema noch einmal aktualisiert werden. Bis in die 80er Jahre waren ihre Bestände noch ausreichend vorhanden, inzwischen wird die Art als gefährdet eingestuft. Analysen über den regionalen Rückgang der dörflichen Biotope stellen nicht nur Einbußen bei der Vegetation, sondern immer auch bei der zugehöhrenden Fauna fest. Carduus nutans ist eine Pflanze der ausdauernden Ruderalfluren, welche insbesondere Insekten und Vögeln wichtige Lebensgrundlagen bieten. Somit ist die Nickende Distel Nahrungshabitat für Schmetterlingsraupen, Insektenlarven, sogenannte Körnerfresser, vor allem Finkenvögel wie Stieglitz (auch Distelfink genannt), Futterpflanze für Falterarten (Feuriger und Großer Perlmuttfalter, Graubindiger Mohrenfalter, Apollofalter, Mattscheckiger Braundickkopffalter u.a.), Bienen- und Hummelweide. Die Schwebfliegen sammeln die Pollen, die Ameisen werden über den süßen Duft angelockt.

Name

Carduus ist die römische Pflanzenbezeichnung für Distel. Ihr Zusatz ‚nutans' bezieht sich auf den Habitus der nickenden Blütenstände. Carl von Linné nahm bereits 1758 die enge Beziehung zwischen Distel und Stieglitz wahr und bezeichnete den Vogel folglich als Fringilla carduelis.

Beschreibung

Umgangssprachlich werden diverse Gattungen der Korbblütengewächse (Asteraceae) als Disteln bezeichnet: Ringdisteln (Carduus), aber auch Kratz-, Kugel-, Esels-, Marien- und Gänsedisteln. Zu der Gattung Carduus zählen 120 z.T. schwer zu unterscheidende Arten. In Mitteleuropa ist jedoch die Nickende Distel die häufigste Art. Mit ihren derbstacheligen Fiederblättern wirkt sie sehr wehrhaft, wird aber erst mit zunehmendem Alter vom Weidevieh gemieden. Die 30 – 100 cm hoch werdende Zweijährige bildet im ersten Jahr nur eine Blattrosette und dann im zweiten Jahr reich blühende Pflanzenstiele mit hängenden, purpurfarbigen Blütenköpfen, welche süßlich duften. Die Blütezeit ist Juli bis September, nach der Fruchtbildung stirbt die Pflanze ab. Ihre flugfähigen Früchte fallen auf durch einen weißen, als Fallschirm wirkenden Haarkranz an der Spitze.

Verbreitung

Allgemein verbreitet in Europa.

Standort

Wärmeliebend (thermophil), stickstoff-, auch kalkhaltige Böden werden bevorzugt. Oft an trockenen Standorten vor Mauern oder an Böschungen. Gerne in Ruderalsäumen entlang der Wegränder oder Heckenstrukturen. Die Spontanvegetation ist auf anthropogen stark beeinflusste Wuchsorte angewiesen, diese können auch Sekundärstandorte sein wie aufgelassene Steinbrüche, Kies- und Sandgruben (z.B. innerhalb des NSG Boberger Niederung), Bahnhöfe mit Gleisanlagen, Industriebrachen oder stillgelegte Hafenanlagen. Die Pflanze gedeiht gern auf allen vollsonnigen unversiegelten Restflächen, Saumstrukturen, Brachen. Sie ist daher auch geeignet für sonnig-trockene Restflächen im Privatgarten und vor der Haustür, an Hangböschungen, entlang der Grundstücksgrenzen oder auf PKW-Stellplätzen etc.