Wiederholt soll eine Feuchtwiesenart ein Jahr lang ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden: die Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) ist wie die Blume des Jahres 2006, das Wiesenschaumkraut in feuchten Grünlandflächen, Flachmooren, Niederungen, Auen- und Waldrandbereichen, aber auch in der Uferzone von Still- und Fließgewässern zu finden. Die Tendenz solche grundwassernahen Lebensräume trocken zu legen besteht leider nach wie vor. So kann keine Entwarnung für die betroffenen Feuchtbiotope und deren Flora- und Fauna-Arten gegeben werden. Unbeachtet von der Öffentlichkeit zeigt sich der Pflanzenbestand der Bach-Nelkenwurz in der freien Landschaft rückläufig. Mittlerweile wird die Art als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft
Der Zusatz "rivale" im wissenschaftlichen Namen bezeichnet zutreffend den Wuchsort der Pflanze: "am Bach wachsend". Die deutsche Bezeichnung "Nelkenwurz" geht auf die Heilwirkung des Wurzelstocks ein. Früher wurde er als Nelkenersatz beim Kochen verwendet. In alten Bücher ist daher zu lesen: "Der beste Zeitpunkt zum Ausgraben der Wurzel ist das Frühjahr oder der Herbst. Danach wird sie getrocknet, denn nur dann wird das ätherische Öl Eugenol aus dem Glykosid gebildet." Insbesondere als Kräuterwein oder Kräuterlikör sollte die Bach-Nelkenwurz zur Stärkung der Verdauungsorgane dienen. Die gelegentlich auftretenden Formen mit gefüllten Blüten waren sehr früh beliebte Bauerngartenpflanzen: "als Gariophyllata montana wurde sie bereits 1613 im ‘Hortus Eystettensis’ gewähnt." (aus: KRAUSCH, 2003: “Kaiserkron und Päonien rot...")
Geum rivale gehört der umfangreichsten Pflanzenfamilie innerhalb der Pflanzensystematik an, den Rosengewächsen (Rosaceae) und der Pflanzengattung der Nelkenwurz (Geum). In der heimischen Flora ist häufig neben der Bach-Nelkenwurz die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) anzutreffen, die beiden Arten kreuzen sich auch sporadisch. Die Pflanzen bilden grundständige Rosetten aus behaarten, gelappten Blättern aus. Der nickende Blütenstand der Bach-Nelkenwurz besteht aus fünf identisch gestaltenden orangefarbenen Kronblättern mit mehr als zehn Staubblättern. Der Außenkelch ist gleichlang und in braun-roter Farbe. Die Klettfrucht mit hakigen Griffeln ist stark haftend und wird von Tieren und Menschen verbreitet. Die ausdauernde Staude wird 20 cm bis 60 cm hoch und hat einen locker verzweigten, meist mehrblütigen Stängel. Die Blüten zeigen sich im April bis Juli, bei Rückschnitt ist eine Nachblüte möglich. Die Blüten bilden das Nahrungshabitat von einigen Insekten und sind insbesondere als sogenannte "Hummelweiden" bekannt.
Allgemeine Verbreitung in Europa, fehlt nur im Mittelmeerraum.
Die Bach-Nelkenwurz stellt keine hohen Ansprüche an den Standort: sie schätzt einen nährstoffhaltigen, durchlässigen Boden mit frisch-feuchten Bodenverhältnissen in halbschattiger bis sonniger Lage. Von Gartenliebhabern wird sie wegen ihrer Anpassungsfähigkeit als pflegeleicht eingestuft. Trockene oder entwässerte Bereiche werden allerdings gemieden. Neben ihren natürlichen Standorten gedeiht die Pflanze in Gartenanlagen innerhalb frisch-feuchter Teichuferzonen, halbschattigen Steingärten oder Staudenrabatten.