Der Steinsame gehört zur Familie der Boretsch- oder Rauhblattgewächse (Boraginaceae), zu der auch bekanntere Arten wie das Vergissmeinnicht, der Beinwell oder Boretsch gestellt werden. Typisch für die Familie ist die mit bloßem Finger fühlbare raue Behaarung der Pflanzenteile. Die 30 bis 60 cm hohe Staude trägt auf aufrechten Blütensprossen in gedrängten Wickeln angeordnete, tellerförmige, 5-zipfelige Blüten mit einem langröhrigen Kelch. Die Blüten erscheinen von April bis Juni und können einen Durchmesser von bis zu 10 mm erreichen. Die anfangs hellpurpurne Blütenfarbe wechselt später in ein tiefes Azurblau über. Neben den Blütensprossen besitzt die Pflanze sterile, d.h. keine Blüten tragende Ausläufer, die an den Spitzen Wurzeln entwickeln können. Die lanzettlichen Laubblätter sind 4 bis 8 cm lang und an beiden Enden zugespitzt, die untersten sind in einen kurzen Stiel verschmälert, während die oberen Blätter direkt am Stängel sitzen. Die Bestäubung erfolgt wegen des langen Kelches nur durch langrüsselige Bienenarten. Die Samen in der Form von Nüsschen erreichen eine Größe von 4 bis 5 mm, sind glatt, glänzend und steinhart. Die Samen werden den Winter über von den stehengebliebenen, trockenen Pflanzen ausgestreut. Eine vegetative Vermehrung erfolgt über die immergrünen, jedoch recht frostempfindlichen Kriechsprosse. Oftmals bilden sich so dichte, bodendeckende Kolonien. Im Altertum wurde das Kraut - ähnlich wie Lungenkraut oder auch Beinwell - zu Heilzwecken genutzt.
Als volkstümlicher Name war früher Steinhirse gebräuchlich, wobei die harten Früchte mit Hirsekörnern verglichen wurden. Die heute gültige deutsche Bezeichnung Steinsame ist eine direkte Übersetzung des Gattungsnamens aus dem Griechischen, wo Lithos (= Stein) und sperma (= Samen) bedeuten. Der Artname purpurocaeruleum bezieht sich auf die im Laufe der Blüte wechselnde Färbung.
Die allgemeine Verbreitung geht in Europa vom Mittelmeer bis nach Mittel- und Nordfrankreich, Südengland, Belgien, Nordböhmen bis hin zum Kaukasus und Nord-Iran. Die Nordgrenze der Verbreitung verläuft durch Südniedersachsen, die Linie Süntel - Hildesheim - Salzgitter wird gerade noch erreicht. In den östlichen Bundesländern befinden sich Vorkommen in Thüringen und Sachsen-Anhalt, während die Pflanze in Brandenburg oder Sachsen nicht vertreten ist.
Der Purpurblaue Steinsame ist ein Bewohner von Wäldern und Waldrändern trocken-warmer Kalkstandorte, etwa Orchideen-Buchenwälder, Eichen-Eisbeeren-Wälder und trockene Eichen-Hainbuchenwälder auf mäßig nährstoffreichen, flachgründigen Kalkverwitterungsböden. Einen optimalen Standort findet die Pflanze in lichten Mittel- und Niederwäldern auf südexponierten, lange sonnenbeschienenen Hängen oder Hügelkuppen. Solche Biotope sind artenreich und durch eine Vielzahl seltener, bestandsbedrohter Pflanzen gekennzeichnet. Als Beispiel seien nur Schwalbenwurz, Astige Graslilie, Echte Schlüsselblume und Kleine Wiesenraute genannt. Außerdem sind viele Orchideen wie das Weiße Waldvöglein oder das Purpur-Knabenkraut zu finden. Blütenbesuchende Schmetterlinge, Hautflügler und Käfer sind häufig. Typisch für den Lebensraum ist auch die Schöne Landdeckelschnecke (Pomatias elegans).
Der Purpurblaue Steinsame hat wie viele Pflanzen unter dem Rückgang seines Lebensraums zu leiden. Früher profitierte die Art von der Mittel- und Niederwaldbewirtschaftung zur Gewinnung von Eichenrinde für die Lohgerberei. Heute entwickeln sich viele der verbliebenen Wälder zu schattigen Hochwäldern und verdrängen die lichtliebenden Pflanzen an den Waldrand. Eine unmittelbare Bedrohung für die verbliebenen Reststandorte sind sich weiterhin ausdehnende Kalkbrüche, die den Lebensraum des Purpurblauen Steinsamens an einigen Stellen im Harz einengen.
Der Purpurblauer Steinsame ist auch eine attraktive Gartenpflanze und wird schon lange kultiviert. So kommt das Rauhblattgewächs auch außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes als sogenannte Stinzenpflanze vor, die aus alten Gärten, Parks oder Landsitzen stammend sogar in Norddeutschland kleine Lokalvorkommen ausgebildet hat. Ein Bezug ist bei gut sortierten Staudengärtnereien möglich. Für versierte Gartenfreunde, welche die Pflanze selber anziehen möchten, sind bei speziellen Saatzuchtfirmen auch Samen erhältlich. Da die Art aber ein sog. Kaltkeimer ist, der längere Kälteperioden zum Keimen braucht, ist eine ganze Menge Fachkenntnis notwendig, um die richtigen Keimbedingungen einzurichten.