2011 – Moorlilie

Narthecium ossifragum

2011 – Moorlilie

Moorlilie
Moorlilie
 
Die Moorlilie wächst auf sauren, torfigen Moorböden und braucht ein niederschlagsreiches, mildes Klima. Mit ihrer Wahl zur Blume des Jahres wirbt die Stiftung für den Schutz unserer letzten atlantischen Regenmoore.


Begründung

2011 will die Loki Schmidt Stiftung die Moorlilie (Narthecium ossifragum) und ihren gefährdeten Lebensraum, das Moor, ins öffentliche Bewusstsein rücken. Narthecium ossifragum kommt in Hoch- und Heidemooren sowie in Übergangsmooren und Feuchtheiden mit Glockenheide, gelegentlich auch in Gagel- und Weidengebüschen sowie in Moorgräben vor. Feuchte bis nasse, nährstoffarme, saure, torfige Moorböden werden von ihr bevorzugt. Die Moorlilie ist eine bundesweit gefährdete Pflanzenart. Moore sind nasse Lebensräume mit spezialisierten, charakteristischen Pflanzenarten. Der ständige Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser führt zu Sauerstoffmangel und verhindert so die vollständige Zersetzung der abgestorbenen Pflanzenreste. Die Gefährdung von Mooren geht daher in erster Linie von Entwässerungen aus. Fast jede Nutzung von Mooren, sowohl land- oder forstwirtschaftliche, gartenbauliche als auch die Torfgewinnung, gehen mit einer entsprechenden Wasserregulierung einher. Jede Form der Entwässerung hat dabei Einfluss auf die Funktionen und Artenzusammensetzungen der Moore – Tieren und Pflanzen, so auch der Moorlilie, werden die Lebensgrundlagen genommen. Moorschutz ist auch Klimaschutz. Im Torfboden wurden in tausenden Jahren große Mengen Kohlenstoff festgelegt. Werden Moore entwässert oder bewirtschaftet, gelangt der Kohlenstoff als klimaschädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre und belastet unser Klima. Mit der Wahl von Narthecium ossifragum zur Blume des Jahres 2011 soll aber vor allem für die spezielle Moorflora und damit auch für die Erhaltung und Renaturierung von Mooren geworben werden.

Name

Moorlilie, auch Beinbrech, Ährenlilie, Heidgras, Egelgras, Schusterknief (Schustermesser) oder Stablilie genannt. Der wissenschaftliche Name Narthecium ossifragum wird abgeleitet von griech. narthex = Stab und bezieht sich auf den stabförmigen Blütenstand. Der Artname ossifragum von lat. os, ossis = Knochen und lat. frangere = brechen. Der Name Beinbrech rührt daher, dass die Pflanze früher für Knochenbrüche beim Weidevieh verantwortlich gemacht wurde. Diese angebliche Knochenerweichung des Viehs erklärt sich daraus, dass das Futter auf den Heidemooren arm an Kalk ist, wodurch bei mangelhaftem Vitamingehalt Knochenerweichung bei Weidetieren hervorgerufen werden kann. Eine andere Auslegung begründet den Namen damit, dass der Beinbrech in sehr nassen, tiefgründigen Stellen wächst, wo das Vieh leicht einbrach. Eine weitere Erklärung besagt genau das Gegenteil, dass mit einer Salbe aus Beinbrech Knochenbrüche geheilt wurden.

Beschreibung

Die Gattung Narthecium umfasst ein bis fünf Arten in Europa, eine in Ostasien und zwei in Nordamerika. Die Moorlilie ist eine mehrjährige, ausdauernde 10 bis 30 cm hohe Pflanze, die trotz ihrer Kleinheit auffällt. Die ganze Pflanze hat einen feinen und starken nelkenartigen Geruch. Der klebrige, rötliche Stengel wächst starr aufrecht, verläuft unterirdisch weiter und hat dort einen Faserschopf. Er bildet Rhizome als Überdauerungsorgane aus. Die unteren ungestielten Laubblätter sind schwertförmig und erinnern an ein Schustermesser (daher auch der Name Schoosterknief). Die Stengelblätter sind klein, ähnlich den Tragblättern der Blüten. Von Juli bis August bilden sich endständige, lockere, traubige Blütenstände, die 5 bis 8 cm lang sind. Die langgestielten Blüten messen 1 bis 1,5 cm im Durchmesser und besitzen sechs Blütenblätter, die innen gelb und außen grünlich sind. Vor jedem der sechs Blütenblätter befindet sich ein Staubblatt mit dicht wollig behaarten Staubfaden und ziegelrotem Staubbeutel, die Insekten zur Bestäubung anlocken. Nach der Blüte werden dünnwandige, ovale Kapselfrüchte ausgebildet. Sie enthalten 7 mm große, hellgelbe feilspanförmige Samen, oben und unten mit einem fadenförmigen Anhängsel. Im Herbst verfärben sich die Fruchtstände dunkelorangerot.

Verbreitung

Die Art gehört zu den Charakterpflanzen der nordwestdeutschen Heideflora, sie ist sehr selten, kommt aber an ihren Standorten oft in kleineren Beständen vor. Sie hat ein nur sehr kleines Verbreitungsgebiet, in den atlantischen Klimaregionen Mittel- und Nordeuropas, unter günstigen Bedingungen kommt sie isoliert auch in den Mittelgebirgen und Moorregionen östlich des Rheins vor.

Standort

Die Moorlilie wächst auf sauren, torfigen Moorböden und braucht ein niederschlagsreiches, mildes Klima. Häufig tritt sie in der Glockenheide auf, man findet sie aber auch in den nassen Heidemooren gemeinsam mit Binsen, Wollgräsern, Seggen, Sonnentau und Fettkraut.

Besonderheiten

Die Pflanze verursacht bei Schafen eine Krankheit, die in Norwegen als "Alvelden" bekannt ist. Das giftige Saponin Narthecin, das in der Pflanze enthalten ist, stört die Leberfunktion der Schafe. So gelangen Abbauprodukte des Blattgrüns ins Blut und erzeugen eine Lichtempfindlichkeit, durch die Schwellungen und Hautwunden hervorgerufen werden. Anscheinend sind nur weiße Schafe für diese Krankheit empfindlich.