2010 – Sibirische Schwertlilie

Iris sibirica

2010 – Sibirische Schwertlilie

Eine außergewöhnliche Pflanze und ein seltenes Biotop hat die Loki Schmidt Stiftung 2010 in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gestellt: Iris sibirica, eine zentral-europaweit gefährdete Pflanzenart, die feuchte Streuwiesen und Niedermoore sowie Teichufer, Flutmulden oder Gräben liebt. Laut "FloraWeb.de" ist die Bestandentwicklung insgesamt rückläufig bis stark gefährdet, die Pflanze ist laut Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.

Obwohl die Sibirische Schwertlilie den floristischen Status "einheimisch" hat, stufen Fachleute das landesweite Vorkommen in Hamburg als "nicht heimisch", sondern als Bestand von Gartenflüchtlingen bzw. Stinzenpflanzen ein oder als Initialpflanzungen, die in die sogenannte freie Landschaft eingebracht wurden. Wo sie vorkommt, bildet Iris sibirica sehr stattliche Horste: zum Beispiel im Osten von Niedersachsen (Wendland, Hannover bis zum Nordharz), in Baden-Württemberg (v.a. westlich und östlich am Bodensee), in Sachsen oder in Mecklenburg- Vorpommern (Greifswald). Der bundesweite Rückgang beruht auf Flächentrockenlegungen und / oder Aufgabe der extensiven Nutzung (insbesondere der späten Pfeifengras-Mahd im Jahr), auf Flächenversiegelungen insbesondere in Auenbereichen und auf eine grundsätzliche Eutrophierung von Niedermooren, Stillgewässern und Pfeifengraswiesen über Luft, Boden und Wasser.

Name

Zu Zeiten Theophrastes (372-287v.Chr.), ein griechischer Philosoph und Schriftsteller, der eine systematische Darstellung der Botanik verfasste, bekam die schöne Pflanzengattung mit dem vielfarbigen Blütenspektrum den Namen der Regenbogen-Göttin Iris. Da die Blume des Jahres 2010 schon seit dem 16. Jahrhundert kultiviert wurde, ist die aktuelle Liste synonymer botanischer Bezeichnungen ungewöhnlich umfangreich und übertrifft bei weitem die wenigen deutschen Bezeichnungen wie Wiesen-Iris oder der bekanntere Name, Sibirische Schwertlilie.

Beschreibung

Die Gattung Iris umfasst in Mitteleuropa 11 Arten, unter ihnen die berühmte Bartiris. Das einkeimblättrige, lilienartige Gewächs bildet ansehnliche Rhizom-Horste aus, die Blütezeit liegt je nach Standort zwischen Mai und Juni. Bereits 1977 schrieb Loki Schmidt über die Sibirische Schwertlilie in einem Zeitungsartikel: "Diese schöne grazile Iris habe ich leider noch nie als Wildpflanze gesehen. Dafür kann ich sie jedes Jahr im Mai in üppiger Fülle in meinem Garten genießen. Ich freue mich an den schlanken, manchmal fast ein Meter hohen Pflanzen mit ihren grasartigen Blättern. Aus den rotbraunen Knospen kommen die hellblauen Blütenblätter mit all den dunkelblauen Adern. Die drei inneren Blütenblätter sind etwas dunkler als die äußeren. Und so schwebt dann fast wie ein tropischer Schmetterling eine Symphonie in Blau über den zarten Blättern."

Standort

Durch ihre weite Standortamplitude kommt Iris sibirica sowohl im Flach- als auch im Hügelland vor; sie kann feuchte bis frische, kurzfristig sogar trockene, basenreiche bis mild saure Bodenverhältnisse und sonnig bis halbschattige Pflanzplätze akzeptieren. Nur auf zu hohe Stickstoff-Düngergaben reagiert sie empfindlich. In der "Freien Landschaft" ist die Sibirische Schwertlilie auf eine späte Mahd (d.h. ab August bis zum Winter) mit Entfernung des Mahdgutes angewiesen.

Nutzungskultur

Die Irisarten sind seit Alters her Kulturbegleiter des Menschen. In Europa gab es bereits stilisierte Iris-Abbildungen aus der minoischen Zeit, später zierten Irisdarstellungen römische Mosaikfußböden. Im Klostergarten von St. Gallen wie auch in der Landgüterverordnung von Karl dem Großen (Capitulare de villis) stand sie. Im Mittelalter gehörten schon viele Irisarten zum Inventar von Schloss- und Burggärten. Insbesondere in der Malerei gab es zur Barockzeit in Deutschland wie auch in Holland eine Hochblüte in der Pflanzendarstellung; bei vielen Künstlern war die Sibirische Schwertlilie als Sujet sehr beliebt (u.a. Jan Brueghel d.Ä. 1568 - 1625; Maria Sybilla Merian, 1647 - 1717). Daneben zeigte sie sich immer wieder in feinen Webereien oder Porzellanmalereien. Zur Zeit des Jugendstils blühten Irisdarstellungen besonders wieder auf; sie beeindruckten nicht nur in der bildenden Kunst, sondern auch in der Baukunst und im Kunsthandwerk. In Deutschland ist Iris sibirica nachweislich seit 1594 in Kultur.

Verwendung

Anspruchslos, pflegeleicht und von hohem Gartenwert akzeptiert sie fast jeden Pflanzort im Garten, sollte jedoch nach 4 - 5 Jahren geteilt und umpflanzt werden. Aber bitte nicht düngen, sie ist salzempfindlich! Da Iris sibirica ein Kaltkeimer ist, sollte sie möglichst schon im Herbst ausgesät und nur leicht mit Erde bedeckt werden. So bereitet die Anzucht aus Samen keine Schwierigkeiten und die Blüte zeigt sich oft schon im zweiten Jahr (aus: Fritz Köhlein: Iris, Ulmer-Verlag, 1981).