1991 - Rosmarinheide

Andromeda polifolia

1991 - Rosmarinheide

 
Saure und nasse Hochmoore sind der Lebensraum der Rosmarinheide (Andromeda polifolia). Solche Moorgebiete brauchen lange Zeiträume zu ihrer Entstehung und wurden fast überall in Deutschland durch Torfabbau und Entwässerung zerstört.


Beschreibung

Die Rosmarinheide ist ein 15 bis 30cm hohes Halbsträuchlein mit schmalen langgezogenen, oberseits dunkelgrünen, unterseits weißlichgrünen Blättern und glockenförmigen Blüten von zartrosa Farbe. Die langgezogenen Blütenstiele und der Kelch sind etwas kräftiger rot gefärbt. Zum ersten Mal wurde mit der Rosmarinheide eine Pflanze aus der Familie der Heidekrautgewächse gewählt, zu der neben den bekannten weiteren Heidearten (Besenheide oder Glockenheide) auch die Blaubeere oder der Rhododendron gehört. Sie wird mit folgenden deutschen Namen bezeichnet: Rosmarienheide, Sumpfrosmarin, Gränke, Polei-Gränke, Lavendelheide.

Lebensraum

Die Rosmarinheide kommt nur im Hochmoor vor. Sie liebt saure, feuchte Standorte und wächst unmittelbar oberhalb der wassergefüllten. mit Torfmoosen bedeckten Schlenken auf den leicht angehöhten und daher etwas trockeneren Hochmoorbulten. Sie ist heute fast ganz auf die wenigen verbliebenen Restmoore beschränkt und somit vorrangig in den Norddeutschen Hochmooren und den Hochmooren des Alpenvorlandes anzutreffen. Sie gilt, genau wie ihr Lebensraum Hochmoor, heute leider in ganz Deutschland als im Bestand gefährdet.

Bedrohter Lebensraum Hochmoor

Die Pflanze des Jahres soll auf den bedrohten Lebensraum Hochmoor aufmerksam machen. Hochmoore gehören zu den letzten Resten unserer natürlichen Urlandschaft, sie sind Natur, wie sie sich ohne das Zutun des Menschen entwickeln konnte. Fast alle anderen uns vertrauten Landschaftsformen (Felder, Wiesen, die meisten Wälder) sind erst durch die Einwirkung des Menschen entstanden und daher Kulturlandschaften.

Die noch vorhandenen Hochmoore, und mit ihnen die Rosmarinheide, sind lebende Zeugnisse Jahrtausende alter Naturvorgänge. Ihre immer noch andauernde Zerstörung durch Entwässerung und Torfabbau kann auch durch aufwendige Bemühungen zur Wiedervernässung und Regeneration kleiner Bereiche leider nicht ausgeglichen werden. Grundsätzlich muss jeder Torfabbau eingestellt werden, denn bis heute sind z.B. in Norddeutschland bereits 97% der ehemals vorhandenen Moore verschwunden.

Zum Schutz der Hochmoore kann jeder beitragen, nicht nur durch aktive oder finanzielle Unterstützung von Naturschutzprojekten, sondern auch durch den Verzicht auf jegliche Verwendung von Torf in Haus und Garten. Denn jedes der immer noch zahlreich im Handel angebotenen Torfprodukte stammt aus der unwiederbringlichen Zerstörung unserer Hochmoore durch sogenannte Abtorfung. Da inzwischen aber sehr gute Alternativprodukte wie Rindenmulch, Rindenhumus oder fertige Rindenkultursubstrate gibt, sollte überhaupt kein Torf mehr eingesetzt werden. Zusätzlich kann durch eine konsequente Kompostierung unseres ständig anfallenden organischen Mülls Torf als Pflanzsubstrat entfallen.

Die Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen hat daher gemeinsam mit der Loki Schmidt Stiftung für das Jahr 1991 einen besonderen Aktivitäts-Schwerpunkt zum Moorschutz gebildet. Hierzu sollen Moorflächen angekauft werden, schädigende Einflüsse wie Entwässerung oder Nährstoffeintrag aus den Umgebung abgestellt und Pflegemaßnahmen wie Entfernung von Birkenaufwuchs durchgeführt werden. Der Anfang wurde bereits im Oktober 90 durch den Kauf einer Moorwiese südlich des Wittmoores im Norden Hamburgs gemacht.