2012 will die Loki Schmidt Stiftung die Heidenelke (Dianthus deltoides) ins öffentliche Bewusstsein rücken. Die Stiftung möchte hiermit auf den dringend notwendigen Schutz dieses heimischen, wildwachsenden Nelkengewächses aufmerksam machen. Darüber hinaus sollen vor allem aber die bedrohten Lebensräume der Heidenelke ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Dies sind Heidegebiete, trockene Wiesen und Wegränder auf mageren, kalkarmen Böden. Häufig kommt sie zusammen mit Bauernsenf, Johanniskraut, Silbergras, Kleinem Habichtskraut und Berg-Sandglöckchen vor. Zuweilen sind Besenginster, Birken und Besenheide eingestreut. Die Heidenelke ist besonders geschützt. Ihr bundesweiter Rückgang beruht auf der intensiven Nutzung der Landschaft. So werden Magerwiesen und Sandtrockenrasen aus wirtschaftlichen Gründen in Acker, Grünland oder Forst umgewandelt. Am Rande der Dörfer und Städte werden solche Flächen gern als Bauland ausgewiesen bzw. in Sportanlagen oder Kleingärten umgewandelt. Gärtnerische Gestaltung der verbliebenen Wegränder und Freiflächen beseitigt nicht selten ihre letzten Rückzugsorte. Auch Stickstoffeinträge durch die Luft, Landwirtschaft oder zum Beispiel Hundekot gefährden den Lebensraum der Heidenelke. So ist es nicht verwunderlich, dass die hübsche Heidenelke und ihre Begleitflora gefährdet sind.
Die Heidenelke hat viele Namen, unter anderem Feldnagele (Tirol), Steinröschen (Nassau), Blutnelke (Gotha), Roter Himmelsschlüssel (Böhmerwald), Sommersprenkel (Riesengebirge) und Katzenäugl (Nordböhmen). Der deutsche Name „Nelke“ wurde der Blume im Mittelalter vermutlich aufgrund der Ähnlichkeit ihres Duftes mit der Gewürznelke gegeben. Der wissenschaftliche Name „Dianthus“ bedeutet Zeus-Blume und wird abgeleitet von griech. dios = Gott, Zeus und von griech. anthos = Blume, Blüte. Er bezieht sich auf die Schönheit und den Duft der Pflanze. Der Artname „deltoides“ weist auf die delta-förmigen Zeichnungen (? = Delta, griech. Buchstabe) auf den Blütenoberflächen und auf das griech. eidos = Aussehen, Gestalt hin.
Die Gattung Nelken (Dianthus) gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Die mehrjährige, ausdauernde Heidenelke bildet bei ausreichendem Platz schnell lockere kleine Horste oder Rasen aus. Sie erreicht eine Wuchshöhe von 10 bis 40 cm. Die stark verzweigten aufrechten Stängel sind kurz behaart und die gegenständigen, stumpfen, länglich wachsenden Blätter sind schmal, wie für Trockenpflanzen typisch. Die Heidenelke bildet keine überwinternde Grundrosette aus, sondern es verbleiben einige kurze verzweigte Sprosse mit Blättern im Winter. Von Juni bis September bildet die Pflanze einzelne Blüten in gabelspaltigen, lockeren Trugdolden aus. Die langgestielten Blüten messen ein bis zwei Zentimeter im Durchmesser und besitzen fünf purpurrote bis lilafarbene (selten weiße) Blütenblätter. Diese sind vorn gezähnt, auf der Oberseite mit weißen Punkten (wie eingestreuter Heidesand) und gegen den Schlund mit einzelnen, silbrigweißen Haaren und mit einer unregelmäßigen roten Linie, die zusammen mit den entsprechenden Zeichnungen der anderen Blütenblätter einen Kreis ergibt. Die Kelchröhre ist nur etwa zwei Millimeter breit und wird während der Blütezeit zusätzlich durch die inneren Staubblätter verengt. Daher ist es nur Schmetterlingsarten mit sehr langem, schmalen Rüssel möglich, zur Bestäubung bis an den Grund des Fruchtknotens und somit an den Nektar zu gelangen. Dies können z.B. Tagfalter sein, die im Gegensatz zu vielen anderen Insekten rote Farbtöne tatsächlich auch erkennen. Bei der Heidenelke kommen weibliche und zwittrige Blüten vor, rein männliche wurden noch nicht beobachtet. Die Blüten vollziehen jeden Abend Schließbewegungen.
Die Art ist in ganz Europa bis nach West-Sibirien und Zentralasien heimisch. In Nordamerika wurde sie eingeschleppt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht in Deutschland vom Flach- bis ins Hügelland, regional kommt sie aber nur zerstreut bis selten vor.
Die Heidenelke wächst auf kalkarmen und daher meist schwach sauren, trockenen, lockeren Sand- oder Lehmböden. Sie kommt auf Magerwiesen, sandigen Böschungen, Heidelandschaften und auf eher nährstoffarmen, sandigen Halbtrockenrasen vor. Da sie die sommerliche Wärme liebt, findet man sie kaum über 1.000 m.
Die sehr schöne, reich blühende Heidenelke ist gut geeignet für naturnahe, sonnige Gärten mit nährstoffarmen, sandigen, schwachsauren Böden. Sie kann in Heide- und Steingärten oder an Gehölzränder gepflanzt werden, aber auch in Töpfe oder Mauerritzen. Dianthus deltoides kann aus Samen gezogen werden, die im Februar in Schalen gesät werden (Kaltkeimer). Im Frühling können die kleinen Pflanzen ausgepflanzt werden. In den ersten beiden Jahren blüht die Heidenelke noch nicht voll und kann jeweils kräftig im Blütenbereich zurückgeschnitten werden. Sie ist frosthart und benötigt keinen Winterschutz. Auch muss sie weder gedüngt noch gewässert werden. Im Handel sind verschiedene Zuchtformen erhältlich, welche sich in Blütenfarbe und -form (gefüllte Sorten) und in der Blattfarbe unterscheiden. Gefüllte Blüten sind zwar hübsch anzusehen und zieren den Garten auf besondere Weise, haben aber nur wenig oder gar keinen Nutzwert für unsere Insektenwelt. Die zusätzlichen Blütenblätter werden aus den Staubgefäßen der Blüten gezüchtet, so dass es für die Insekten keinen oder nur noch erheblich weniger Pollen zu sammeln gibt. Außerdem ist den Insekten der Zugang zum Nektar durch die dichten Blütenblätter oftmals erschwert.
Da sich in den Wurzeln der Heidenelke größere Mengen Triterpensaponine finden, wurde die Pflanze früher bei Magenverstimmungen (Brechmittel) und Fieber angewandt. Der Nelkenduft wurde für Essig, Bier, Wein, Saucen und Salate verwendet und die Blüten kandiert.