Im Zuge des Projekts werden Moorflächen erworben, Moorschutz-Maßnahmen in Norddeutschland durchgeführt sowie Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Moor und Klimaschutz betrieben.
Mit diesem neuen, von der Vertical Stiftung geförderten Projekt will die Loki Schmidt Stiftung ihre Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Moore und Klimaschutz ausbauen. Im Zuge des Projekts werden Moorflächen erworben und Moorschutz-Maßnahmen in verschiedenen Mooren in Norddeutschland durchgeführt.
Moore sind gefährdete und faszinierende Lebensräume, die eine hoch spezialisierte und attraktive Tier- und Pflanzenwelt beherbergen. Sie sind Archive der Erd- und Kulturgeschichte und Inspiration für Malerei und Dichtung.
Moore sind auch die größten und effektivsten Kohlenstoffspeicher auf der Erde: Sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff in ihren Torfen, wie in den Wäldern weltweit gebunden ist. Werden Moore entwässert, wird der Kohlenstoff freigesetzt: aus dem Kohlenstoffspeicher Moor wird eine Treibhausgasquelle.
Etwa sieben Prozent der Gesamtemissionen klimaschädlicher CO2-Äquivalente der Bundesrepublik Deutschland werden aus entwässerten Moorböden freigesetzt. Neben der klimawirksamen CO2-Speicherung, erbringen intakte Moore auch noch zahlreiche weitere Ökosystemleistungen, die uns Menschen zugutekommen:
Mit dem Einleiten von Renaturierungsmaßnahmen auf Moorböden beginnt die natürliche Entwicklung als Nieder- bzw. Hochmoorstandort, sodass die Ökosystemleistungen erhalten werden. Die CO2-Freisetzung wird reduziert und moortypische, bedrohte Arten werden erhalten oder können sich neu etablieren. So konnte beispielsweise das Wittmoor zum größten Teil von der Loki Schmidt Stiftung erworben und erfolgreich renaturiert werden.
Im Interview mit der Vertical Stiftung erläutert Axel Jahn, Geschäftsführer der Loki Schmidt Stiftung, warum wir Moore für den Natur- und Klimaschutz unbedingt schützen und renaturieren sollten. Hier geht es zum Interview.
Das Wissen über Moore ist nicht besonders verbreitet. So manchen gelten sie immer noch als etwas gruselige und eher lebensfeindliche Gebiete. Auch die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz ist vielen noch nicht geläufig. Dies gilt es zu ändern durch:
Die ersten 20 Moorführer*innen haben den Lehrgang zum "Zertifizierte*r Moor- und Landschaftsführer*in mit dem Schwerpunkt Moore in Hamburg und Umgebung" erfolgreich abgeschlossen und bieten ab sofort Führungen und Workshops in verschiedenen Moorgebieten an.
Melden Sie sich gern anmeldung@loki-schmidt-stiftung.de, wenn Sie Interesse an einer Veranstaltung haben unter Angabe folgender Daten:
Wir unterbreiten auf Basis dieser Daten einen Veranstaltungsvorschlag und vermittelt den Kontakt zum passenden Moorführenden.
Auch auf Social Media werden wir den Zusammenhang von Moor- und Klimaschutz weiter in den Fokus rücken.
Die Veranstaltungen richten sich besonders an Schulen und sollen zu Patenschaften zwischen einzelnen Schulen und Mooren anregen. Aber auch Verbraucher*innen gilt es Handlungsoptionen für den Moorschutz aufzuzeigen. Hierzu gehören die ehrenamtliche Mitwirkung bei Biotoppflegemaßnahmen (sogenannte Arbeitseinsätze), die Vermeidung von klimaschädlichen, moorzerstörenden Produkten wie torfhaltiger Blumenerde bis hin zur Mitarbeit in Naturschutzgruppen und Vereinen, die sich für den Schutz der Moore einsetzen.
Doch kann die Loki Schmidt Stiftung diese Vermittlung nicht ganz allein realisieren. Hierfür benötigen wir starke, charismatische Multiplikator*innen. Aus diesem Grund bietet die Stiftung den Lehrgang „Zertifizierte*r Natur- und Landschaftsführer*in mit dem Schwerpunkt Moore für Hamburg und Umgebung“ an.
Ziel des Lehrgangs ist es, Menschen das Handwerkszeug zu geben, diesen besonderen Lebensraum kundig, engagiert, handlungsorientiert und vielseitig erlebbar zu machen und Lernprozesse zu ermöglichen. Fachliche Grundlagen werden ebenso vermittelt wie Kommunikation, Methodik, Didaktik und die Gestaltung von Naturerlebnissen.
Der ideale Ablauf zur naturschutzfachlichen Sicherung von Moorflächen beginnt mit dem Ankauf von bewirtschafteten Moorflächen, um diese aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. Denn Moorböden geben bis zu ca. 40 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr an die Atmosphäre ab, wenn sie als Ackerland genutzt werden. Bei Grünland sind es bis zu 30 Tonnen CO2-Äquivalente. Allein über 1/3 der gesamten Landwirtschaftlichen erzeugten CO2-Emissionen stammen aus der Bewirtschaftung trockengelegter Moorböden! Dabei machen diese an der landwirtschaftlichen Fläche nur ca. 7 % aus.
Nach dem Ankauf folgt, wenn möglich, die Aufwertung der Flächen, indem die Wasserstände angehoben werden, die Nutzung angepasst oder aufgehoben und ggfs. eine natürliche Entwicklung als Nieder- bzw. Hochmoorstandort eingeleitet wird. Dies führt zur Reduzierung der CO2-Freisetzung und fördert moortypische, bedrohte Arten. Doch ist die Flächenverfügbarkeit oft schon das erste Problem, sowie die Umsetzung von Wiedervernässungsmaßnahmen nicht selten schwierig und ein häufig langwieriger Prozess.
Dennoch ist der Erwerb und die Sicherung von Flächen ein besonders erfolgversprechender und vielfach wohl auch der effektivste Ansatz: der Erwerb möglichst großer, zusammenhängender Flächen vereinfacht die Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen immens. Es gilt nämlich z.B. bei der Renaturierung durch Vernässungsmaßnahmen mit benachbarten Flächeneigentümern, die von der Vernässung betroffen wären, sowie dem zuständigen Wasser- und Bodenverband zu klären, ob eine Wiedervernässung durchgeführt werden kann und anschließend eine entsprechende Genehmigung zu beantragen. Es muss geprüft werden, wie und an welchen Stellen genau Anstaumaßnahmen vorgenommen werden können, ohne die Anrainer-Flächen, die nicht im Besitz der Stiftung sind, zu beeinflussen.
Neben diesen perspektivisch langfristig angelegten Naturschutzmaßnahmen auf Moorböden gibt es weitere, die kurzfristig umgesetzt werden können und sich direkt positiv auf die Biodiversität auswirken. In vielen Mooren sind Pflegemaßnahmen notwendig, um sie in ihrer Naturausstattung und ihrem Artenreichtum zu erhalten. Das gilt besonders für diejenigen Moore, die in der Vergangenheit bereits durch Entwässerung, landwirtschaftliche Nutzung oder Torfabbau beeinträchtigt wurden, und das sind in Deutschland 95 % aller Moorflächen. Die großräumige Entwässerung und Bewirtschaftung der Landschaft wirkt sich zudem indirekt weiter negativ auf Moore und Feuchtgebiete aus. Zu den kurzfristigen Maßnahmen in Mooren zählen z.B. das Entfernen gebietsfremder Gehölze, das Freistellen der Offenlandbiotope durch Rückschnitt der Randgehölze oder durch Entkusselungsarbeiten, die Wiederansiedlung von moortypischen sowie entomologisch wertvollen Pflanzen, das Anlegen kleiner Tümpel und Senken zur Unterstützung der Etablierung niedermoortypischer Pflanzengesellschaften und Tierarten wie dem Moorfrosch, das Einzäunen von Jungbäumen in Wäldern, um die Waldstruktur zu verjüngen oder auch die extensive Pflege von brachgefallenen Flächen.
Die Umsetzung dieser und weiterer Maßnahmen wird die Stiftung im Projekt „Moore Schützen, Moore Verstehen“ mindestens in den nächsten drei Jahren forcieren und vorantreiben!
Der erste Lehrgang „Zertifizierte*r Natur- und Landschaftsführer*in mit dem Schwerpunkt Moore in Hamburg und Umgebung“ hat von April-Juli 2023 stattgefunden. Im Zentrum steht die Umweltbildung durch Naturerfahrung. Schon Loki Schmidt stellte heraus: „Man kann Kinder zum Gucken und Zuhören anregen und so ihr Interesse wecken: mit kleinen praktischen Beispielen, bei denen sie etwas anfassen, ausgraben oder streicheln, am besten mit allen fünf Sinnen“. Und so können nicht nur Kinder erreicht, sondern die Natur in all ihren Facetten für Menschen erlebbar gemacht werden. Der Lehrgang dient aber nicht nur der fachlichen Naturvermittlung an andere Naturinteressierte, sondern gibt auch der eigenen persönlichen Entwicklung Raum.
Hinter dem Zertifikat des Bundesweiten Arbeitskreises der staatlich getragenen Umweltbildungsstätten im Natur- und Umweltschutz, kurz BANU, steckt mehr als nur ein Stück Papier. Eine bundesweit einheitliche Lehrgangs- und Prüfungsordnung sorgt dafür, dass eine ordentliche Vermittlung der Naturschutzthemen und Führungsgestaltung gewährleistet wird. Die Teilnehmenden an Veranstaltungen des zertifizierten Natur- und Landschaftsführenden können darauf vertrauen, dass der oder die Führende auch weiß, was er oder sie tut.
Der Lehrgang umfasst 70 Unterrichtsstunden und wird von der Naturschutz-Akademie Hamburg der Loki Schmidt Stiftung durchgeführt. Ziel ist es, die zertifizierten Moorführenden dahingehend zu qualifizieren, dass sie mit Führungen, Vorträgen, Bildungsprogrammen, Workshops und auf Tagungen unterschiedliche Zielgruppen für Moore begeistern und über die Klimawirksamkeit von Mooren informieren können.
Im Lehrgang werden vier Themenschwerpunkte behandelt:
Weitere Informationen finden sich im Flyer.
Die Arbeit der Moorführenden wird von der Loki Schmidt Stiftung auch nach dem Lehrgang weiter unterstützt durch Jährliche Treffen, Netzwerkbildung, die Anschubfinanzierung von ersten Führungen und weitere Fortbildungen. Eine erste Fortbildung zu experimentaler MINT-Bildung in Mooren befindet sich bereits in Planung!
Sollten Sie an der Weiterbildung interessiert sein, können Sie sich gern per Mail unter akademie@loki-schmidt-stiftung.de und dem Stichwort "Moorführer*in" bei uns melden. Wir informieren Sie dann, sobald ein weiterer Kurs in Planung ist.
Loki Schmidt Stiftung
Steintorweg 8
20099 Hamburg
Tel.: 040 28 40 998-37