Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder: Die Lebensräume der Kleinen Braunelle (Prunella vulgaris) sind vielfältig. Dennoch wird der zierliche Lippenblütler, der aufgrund seiner langen Blütezeit eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten darstellt, immer seltener. Um für den Schutz ihres Lebensraumes zu werben, hat die Loki Schmidt Stiftung die Kleine Braunelle zur Blume des Jahres 2023 ernannt. Wer sich die bis zu 25 cm hohe Pflanze im Garten oder auf dem Balkon heranziehen möchte, kann bei der Loki Schmidt Stiftung eine Samenpostkarte bestellen. Die Aussaat sollte bis Ende März in sonnigen Bereichen erfolgen.
Prunella vulgaris gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) und breitet sich mit Kriechtrieben in ihre direkte Umgebung aus. Mit einer Größe von 5-25 cm bleibt sie eine eher kleine Pflanze, die sogar Mähen tolerieren kann. Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Insbesondere Hummeln und Wildbienen, wie die Stahlblaue Mauerbiene, sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten, darunter der gefährdete Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, finden hier Nahrung.
Die Kleine Braunelle eignet sich gut für die Aussaat im Garten im Rasen, auf der Blumenwiese, am Wegrand, als Bodendecker im Beet, im Kräutergarten, als Dachbegrünung oder im Blumentopf auf dem Balkon. Die Pflanze bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Standort auf lehmigen bis tonigen, humusreichen, frischen bis feuchten Böden. Prunella vulgaris ist ein Kaltkeimer. Das bedeutet, dass die Pflanze erst keimt, nachdem sie einem Kältereiz (etwa 6°C) über mehrere Wochen ausgesetzt war. Die beste Zeit zur Aussaat ist Februar bis März.
Bei der Aussaat werden die Samen auf die Erde gestreut und gut angedrückt, aber nicht mit Erde bedeckt, da sie Licht zum Keimen benötigen. Der Boden sollte gleichmäßig feucht gehalten werden. Anschließend ist Geduld gefragt. Die Keimung von langlebigen Pflanzenarten erfolgt unregelmäßig und über einen langen Zeitraum.
Die Samenpostkarte kann gegen eine Gebühr von 3 € bei der Loki Schmidt Stiftung bestellt werden. Zum Bestellformular
Werden Rasen und Wiesen zu häufig gemäht, hat die Kleine Braunelle zu wenig Zeit, um zu wachsen und Blüten sowie Samen ausbilden zu können. Die größte Gefährdungsursache für die Blume des Jahres 2023 ist der hohe Eintrag von Stickstoff in die Umwelt durch das Ausbringen von Dünger und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungsprozesse in der Industrie, Verkehrsabgase, Abwasser und Abfall privater Haushalte. Zahlreiche Lebensräume sind überdüngt. Stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer profitieren von diesen Lebensbedingungen und verdrängen die kleineren Wildblumen aus ihren Lebensräumen. Auch die Unkrautbekämpfung durch Herbizide und mechanische Verfahren führt zu einem Rückgang der Kleinen Braunelle und anderer Wildpflanzen.
1) Mähen Sie Ihren Rasen seltener, damit die Wiesenblumen genug Zeit zum Wachsen haben (optimalerweise nur ein- bis dreimal jährlich).
2) Rasenflächen sollten nicht gedüngt werden, da dadurch nur Gräser gefördert werden – viele Wiesenblumen benötigen jedoch nährstoffarme Bedingungen.
3) Das Mahdgut sollte abgetragen und nicht als Mulch liegen gelassen werden, da sonst kein Licht an die Wildblumen gelangt und Gräser durch die Nährstoffe gefördert werden.
4) Wenn der Rasen nur aus Gras besteht, kann man die Grasnarbe entfernen und eine gebietsheimische Regio-Saatgutmischung mit Wiesenblumen einsäen.
Die Loki Schmidt Stiftung bietet in den nächsten Monaten in Hamburg und Norddeutschland verschiedene Führungen, Tagungen und andere Aktionen zur Kleinen Braunelle an und stellt die Pflanze in ihrem natürlichen Lebensraum vor. Zur Veranstaltungsübersicht
Auch eine ausführliche Broschüre über die Blume des Jahres 2023 kann bestellt werden.
André Palm und Dr. Kristin Ludewig
Loki Schmidt Stiftung, Steintorweg 8, 20099 Hamburg
blume@loki-schmidt-stiftung.de, Tel. 040 / 2840998-31 oder -33