Die Gelbe Narzisse wurde zur Blume des Jahres 1981 ausgewählt, erscheint sie doch an einigen Standorten noch häufig; dieser Anschein allerdings trügt. Fichtenaufforstungen, auf die eine noch immer merkantil interessante Bauholzproduktion offenbar nicht verzichten mag, obwohl das Waldsterben solche Monokulturen eigentlich längst verbietet, engen auch für diese, die Natur im Frühling so erheiternde und die Jahreszeit symbolisierende Blume ein. Sie liebt Bergwiesen und die Mischwälder, in denen Tanne, Buche, Eiche, Erle, Esche, die Birke vorherrschen; und so deutet ihr Erscheinen dort, wenn auch indirekt, auf eine doch noch einigermaßen intakte Wald-Lebensgemeinschaft hin.
Die Narzisse ist ein Zwiebelgewächs mit linearen Blättern, blattlosem‚ ein- oder mehrblütigem Schaft, gestielten von häutigem Deckblatt umgebenen Blütenstielen, nickenden Blüten, röhriger oder trichterig-glockiger Blütenhülle mit regelmäßigem, sechsteiligem Saum, am Schlund mit röhren-, becher- oder schlüsselförmiger Nebenkrone, die oft die Blütenhülle in ihrer Größe übertrifft, und kugelig dreikantiger Kapsel. Narcissus pseudonarcissus L., wie die Gelbe Narzisse wissenschaftlich heißt, verfügt über eine dünnschalige, eiförmige und braune Zwiebel, einen zusammengedrückt-zweischneidigen und einblütigen Schaft mit kurzgestielter, blasser oder doch dunkler gelben Blüte mit glockiger, am Rande welliger und ungleich gekerbter Nebenkrone.
Gerade die gemeine Narzisse avancierte durch ihr attraktives Äußere und ihr häufig massenweises Auftreten im Frühjahr zu einer Volkstümlichkeit, die sich auch in verschiedenen Namengebungen zeigte: Gelbe Märzblume, Osterblume, gelber Jakobsstab - und andere. Man versuchte sich schon früh mit ihrer Kultivierung - heute finden sich Variationen von ihr in vielen Hausgärten. Ihre bittere und schleimige Zwiebel war, in der Volksmedizin und bei den sich durch kluge Naturerfahrung auszeichnenden "Bauerndoktoren" ‚ als Brechmittel in therapeutischer Anwendung.
Die Gelbe Narzisse breitete sich vorwiegend im südlichen Mitteleuropa aus, stellenweise gibt es Vorkommen auch nördlicher; die Häufigkeit hängt von den Standortbedingungen ab, die nur durch gezielt biologische Maßnahmen (die vorwiegend in der Unterlassung künstlicher Eingriffe bestehen sollten) verbessert werden können. Die in Gärten gezüchteten sind kein Ersatz für die in ihrer ursprünglichen Schönheit individuelleren und charaktervolleren wilden Narzisse