Hier summt und brummt es unentwegt! An den rosafarbenen Blüten der Grasnelke (Armeria maritima)
finden viele Insektenarten eine verlässliche Nahrungsquelle in Form von Nektar und Pollen. Zu den Besuchern zählen verschiedene Arten von Mauer-, Sand- und Furchenbienen genauso wie zahlreiche Falter. Dazu gehören beispielsweise der vom Aussterben bedrohte Frankfurter Ringelspinner (Malacosoma franconica) und der gefährdete Wegerich-Scheckenfalter (Melitaea cinxia).
Der Grasnelken-Glasflügler (Pyropteron muscaeforme) hat sich evolutionär so sehr auf die Grasnelkenarten spezialisiert, dass er zwingend auf ihr Vorkommen angewiesen ist. Seine Larven ernähren sich von den Pflanzenteilen und überdauern den Winter im zentralen Wurzelstock. Noch ist der Grasnelken-Glasflügler, der laut Roter Liste als stark gefährdet gilt, in Nord- und Ostdeutschland zu finden, in West- und Süddeutschland ist er bereits ausgestorben. Um das Überleben des Grasnelken-Glasflüglers sowie weiterer Insektenarten der Magerrasen zu sichern, ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz dieses blütenreichen Lebensraums auf und gibt Tipps, wie man im eigenen Garten die Insektenvielfalt fördern kann. Eine Fachtagung zur Anlage von Gründächern am 29.8.2024 in Hamburg wird darüber hinaus die Schaffung von Ersatzlebensräumen in der Stadt thematisieren.
Vor circa 150 Jahren prägten sie vielerorts noch das Landschaftsbild: blütenreiche, nährstoffarme Wiesen, die mit Schafen oder Ziegen beweidet wurden. Bis zu 600 verschiedene Pflanzenarten, darunter das Bergsandglöckchen, die Karthäuser-Nelke, die Grasnelke und der Natternkopf, kommen auf diesen Magerrasen vor. Diese Blütenvielfalt ist ein Paradies für Insekten: 90% der heimischen Schmetterlingsarten finden hier Nahrung und Überwinterungsmöglichkeiten. Doch dieser Artenreichtum schwindet! Mit dem Rückgang des Grünlands in Folge von Nährstoffeinträgen oder Intensivierung der Landwirtschaft verlieren zahlreiche Pflanzen- und Insektenarten ihre Lebensräume.
„Gerade vor dem Hintergrund des rasant voranschreitenden Insektensterbens müssen wir heimischen Wildpflanzen dringend wieder mehr Raum geben – auf öffentlichen Flächen, in Gärten und auf Gründächern. Nur wenn blütenreiche, heimische Pflanzen wie die Grasnelke wieder häufiger zu finden sind, und über den Winter hinweg stehen gelassen werden, haben auch unsere Schmetterlinge und Wildbienen eine Chance, zu überleben.“
Schaffen Sie im Garten nährstoffarme Bereiche, zum Beispiel in Form eines Trockenbeets oder Magerrasens. Als Pflanzen empfehlen sich neben der Grasnelke unter anderem das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris), die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) oder die Nickende Distel (Carduus nutans). Wer auch Nachtfaltern ein Buffet bieten möchte, sollte Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis) pflanzen, dessen Blütenduft nachts am intensivsten ist. Honiggras, Brennnesseln und Weißdorn bieten als Futterpflanzen für die Raupen die ideale Ergänzung. Die verblühten Pflanzenstängel sollten nicht abgeschnitten, sondern über den Winter stehen gelassen werden, damit Insekten daran überwintern können – und die summende Vielfalt im nächsten Jahr zurückkehrt.
Gerade in größeren Städten sind Grünflächen knapp bemessen und stehen unter starken Nutzungs- und Erholungsdruck durch den Menschen. Zusätzlich sind die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen in hoch versiegelten Ballungsräumen stärker zu spüren und belasten das Stadtklima und somit auch unser Wohlbefinden. Gründächer erweisen sich als effektive Gegenmaßnahme: Regenwasser wird wie in einem Schwamm zurückgehalten, langsam verdunstendes Wasser kühlt die Umgebung deutlich merkbar ab. Viele Pflanzenarten der Mager- und Trockenrasen, dazu gehört auch die Grasnelke, können hoch über unseren Köpfen einen weitgehend ungestörten Ersatzlebensraum finden und dort für zahlreiche Insekten- und Vogelarten eine wichtige Lebensgrundlage bieten.
Fachtagung zur Blume des Jahres 2024 im DESY Hamburg mit Vorträgen über Gründächer sowie einer Führung über das Gründach des Max-Planck-Instituts. Tagungsgebühr: 40 €.
Weitere Informationen zur Fachtagung
André Palm, Loki Schmidt Stiftung, Projekt "Blume des Jahres"
blume@loki-schmidt-stiftung.de, Tel. 040 2840 998-33