Das Buffet ist eröffnet: Seit Donnerstag, 12.9.2024, haben Hamburger Insekten eine weitere Möglichkeit, sich an Grasnelken, Gewöhnlichen Küchenschellen, Gemeinen Wegwarten und Kartäuser-Nelken gütlich zu tun. Azubis des Stadtparks, ein Team von "Ökologie im Stadtpark", Passanten sowie Mitarbeitende der Loki Schmidt Stiftung hatten sich im Stadtpark getroffen, um für mehr Vielfalt für Wildpflanzen in Hamburg zu sorgen – und bedrohten Pflanzen und Insekten eine Chance zu geben.
Gegen 14.30 Uhr ging es los. André Palm, Projektmitarbeiter „Blume des Jahres“ der Loki Schmidt Stiftung, begrüßte die Teilnehmenden, die sich bei kühlem, aber sonnigem Wetter an der Liegewiese am Badesee trafen. Nach einer kurzen Einweisung wurden Schaufeln und Pflanzhölzer geschwungen, schließlich galt es, 200 Grasnelken sowie Kuhschellen, Wegwarten und Kartäuser-Nelken aus dem Anzuchtgarten des Stadtparks in die Erde zu bringen. Die etwa 300 m² große Wiese ist als Standort für die farbenfroh blühenden Pflanzen besonders gut geeignet. Sie ist sonnig und der Boden trocken – ideale Bedingungen für die gepflanzten Wildblumen.
Für Insekten sind Wildpflanzen eine lebenswichtige Nahrungsquelle. Die hübsche Grasnelke mit ihren kugelförmigen Blütenständen ist bei ihnen besonders beliebt, denn sie blüht von Anfang Mai bis in den Oktober hinein. Ihre rosa- bis purpurroten Blüten bieten auch jetzt noch viel Futter für die Sechsbeiner, genau wie Gemeine Wegwarten und Kartäuser-Nelken.
Die Grasnelke (Blume des Jahres 2024) wird von zahlreichen Tieren angeflogen. Dazu gehören Mauer- oder Sandbienen, Braune Feuerfalter oder Schachbrettfalter. Sie sammeln Nahrung für sich selbst oder um ihren Nachwuchs zu versorgen. Vor allem der Grasnelken-Glasflügler hat sich auf Grasnelken spezialisiert, er ernährt sich fast ausschließlich von der Pflanze.
Für unsere städtische Umwelt eignet sich gerade die Grasnelke gut: Die Pflanze ist eine Wildblume aus der Familie der Bleiwurzgewächse (Plumbaginaceae). Der Name deutet schon an, dass ihre Vertreter mit Böden zurechtkommen, die mit Schwermetallen belastet sind. Aber auch salzhaltige und trockene Böden können besiedelt werden. Das macht die kleine Pflanze gerade für unsere städtischen Gegebenheiten so passend.
Dass sich Insekten über ihr neues „Restaurant“ freuen werden, davon ist André Palm überzeugt: „Viele Blumen, denen wir in der Stadt begegnen, sind durch Zucht so verändert, dass sie gar keinen Nektar und Pollen produzieren, sondern nur gefüllte Blüten präsentieren. Die Grasnelke ist dagegen ein richtiger Insektenmagnet und bietet Wildbienen und Schmetterlingen bis in den Herbst hinein Nahrung. Um das Überleben dieser Insekten zu sichern, müssen wir viel mehr Wildblumen pflanzen. Es ist großartig, dass heute so viele engagierte Menschen die Aktion unterstützt haben! Ich freue mich, dass nach der Kleinen Braunelle, Blume des Jahres 2023, mit der Grasnelke nun auch die Blume des Jahres 2024 im Stadtpark ein Zuhause findet. Mein herzlicher Dank gilt dem Team des Stadtparks, denn alle Pflanzen kommen hier aus dem Anzuchtgarten – nachhaltiger geht es kaum.“
Mit der Wahl der Grasnelke (Armeria maritima) zur 45. Blume des Jahres ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz heimischer Wildpflanzen und zum Erhalt blütenreicher Magerrasen und Salzwiesen auf. Zudem möchte sie jede*n dazu motivieren, die Grasnelke auf dem Balkon, im Garten oder auf einem Gründach zu pflanzen, um damit die Artenvielfalt zu fördern und um einen Beitrag zum Überleben unserer Insektenwelt zu leisten.
Schaffen Sie im Garten nährstoffarme Bereiche, zum Beispiel in Form eines Trockenbeets oder Magerrasens. Als Pflanzen empfehlen sich neben der Grasnelke unter anderem das Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris), die Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) oder die Nickende Distel (Carduus nutans). Wer auch Nachtfaltern ein Buffet bieten möchte, sollte Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis) pflanzen, dessen Blütenduft nachts am intensivsten ist. Honiggras, Brennnesseln und Weißdorn bieten als Futterpflanzen für die Raupen die ideale Ergänzung. Die verblühten Pflanzenstängel sollten nicht abgeschnitten, sondern über den Winter stehen gelassen werden, damit Insekten daran überwintern können – und die summende Vielfalt im nächsten Jahr zurückkehrt.
Gerade in größeren Städten sind Grünflächen knapp bemessen und stehen unter starken Nutzungs- und Erholungsdruck durch den Menschen. Zusätzlich sind die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen in hoch versiegelten Ballungsräumen stärker zu spüren und belasten das Stadtklima und somit auch unser Wohlbefinden. Gründächer erweisen sich als effektive Gegenmaßnahme: Regenwasser wird wie in einem Schwamm zurückgehalten, langsam verdunstendes Wasser kühlt die Umgebung deutlich merkbar ab. Viele Pflanzenarten der Mager- und Trockenrasen, dazu gehört auch die Grasnelke, können hoch über unseren Köpfen einen weitgehend ungestörten Ersatzlebensraum finden und dort für zahlreiche Insekten- und Vogelarten eine wichtige Lebensgrundlage bieten.
André Palm, Loki Schmidt Stiftung, Projekt "Blume des Jahres"
blume@loki-schmidt-stiftung.de, Tel. 040 2840 998-33