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2022-07-16

Baby-Boom bei den Bibern in Hamburg

 
 

Die Biber-Population in Hamburg wächst. Das hat die Loki Schmidt Stiftung bei ihrer im Winter 2021/Frühjahr 2022 durchgeführten Kartierung in fünf Revieren herausgefunden. In Hamburg gibt es derzeit sieben Reviere mit Burg(en) und vier Verdachts-Reviere, in denen zwar bereits Biber oder Fraßspuren gesichtet wurden, jedoch noch kein Nachweis einer Biberburg gelang. Der Bestand wird auf über 30 Tiere geschätzt. Mit dem „Projekt Biber“ setzt sich die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft in Kooperation mit der Loki Schmidt Stiftung seit 2010 für den Schutz der in Hamburg lebenden Biber ein und wirbt für die Akzeptanz der heimischen Tierart.

Bei der ersten großflächigen Kartierung wurden im Winter 2010/11 fünf Biberreviere aufgefunden. Diese Reviere bestanden anfangs nur aus Einzel- oder Paarrevieren. Erst 2016 konnte dank Aufnahmen von Wildtierkameras das erste Hamburger Biberjungtier im Naturschutzgebiet Borghorster Elblandschaften dokumentiert werden. Bis 2020 blieb dies jedoch das einzige Revier mit Jungtieren.

Michael Pollmann, Staatsrat für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Biber galten fast in ganz Deutschland lange Zeit als ausgestorben. Nun erreicht uns die freudige Nachricht, dass wir in Hamburg einen kleinen Babyboom bei den Bibern erleben – vor allem in unseren Naturschutzgebieten gibt es Nachwuchs. Das ist ein wunderbares Beispiel für gelungenen Arten- und Naturschutz und bereichert die Tierwelt unserer Stadt. Besonderer Dank gebührt den Ehrenamtlichen, die sich dem Projekt Biber der Loki-Schmidt-Stiftung mit viel Engagement widmen.“

Der Hamburger Biber befindet sich am Rande der Ausbreitungsgrenze. Dies führt dazu, dass weniger potentielle Partner vorhanden sind und die Reviere teils weit entfernt liegen. Hinzu kommt, dass sich Biber nur einmal im Jahr paaren und auch die Würfe mit zwei bis vier Jungtieren recht klein sind. Aufgrund einer hohen Sterblichkeit der Jungtiere im ersten Jahr dauert es lange, bis ein Zuwachs der Bestände nachweisbar ist. Außerdem sind Biber Gefahren bei der Wanderung durch Straßen- und Schiffsverkehr ausgesetzt.

Die Biberreviere befinden sich entlang der Dove- und Gose-Elbe, in den Schutzgebieten Kiebitzbrack, Kirchwerder Wiesen und in den tideunabhängigen Bereichen des Naturschutzgebiet Auenlandschaft Obere Tideelbe. Die positive Entwicklung des Biberbestands ist ein Erfolg für den Artenschutz. Dass nun erstmals in fünf Revieren gleichzeitig Bibernachwuchs registriert wurde, spricht dafür, dass der Biber nun in den Hamburger Gewässern angekommen ist.

Die Gründe für die Rückkehr sind das Verbot der Bejagung, gesetzlicher Schutz (Bundesnaturschutzgesetz, Bundesartenschutzverordnung, Fauna-Flora-Habitatrichtlinie), verschiedene Umsiedlungsprojekte (Bayern, Niedersachsen, Saarland etc.) und die natürliche Ausbreitung entlang der Gewässer. Die Biber in Hamburg stammen von der Restpopulation an der Elbe ab. Die Gewässerqualität spielt beim Biber eine geringere Bedeutung als zum Beispiel beim Fischotter, da er als reiner Vegetarier seine Nahrung am Ufer findet. Aber natürlich profitiert er von intakten und sauberen Gewässern, weil hier auch die Ufervegetation besser ausgebildet ist.

Hintergrund:

Geschichte des Bibers

Lange galten Biber in fast ganz Deutschland als ausgestorben. Lediglich eine kleine Restpopulation überlebte an der Elbe in Sachsen-Anhalt. Von dort aus eroberten sie entlang der Flüsse und Seen ihre alte Heimat zurück. Bereits 2002 wurde das Geesthachter Wehr erreicht. Erste Fraßspuren tauchten 2007 in Hamburg auf. In der Hamburger Elbe fanden sie jedoch aufgrund des täglichen Tidenhubs von über drei Metern und den regelmäßigen Sturmfluten keine günstigen Lebensbedingungen. Biber bauen Burgen, deren Eingangsröhren sie tauchend erreichen können und die möglichst nicht trockenfallen. Daher überquerten sie die Deiche und wanderten in die tideunabhängigen Gewässer der Vier- und Marschlande ein. 2010 wurde die erste Hamburger Biberburg entdeckt.

Bibersichtungen

Aufnahmen von Wildtierkameras, welche in den bekannten Biberrevieren von Mitarbeitenden der Loki Schmidt Stiftung installiert wurden, liefern Nachweise über die Biberpopulation. In den Revieren sind darüber hinaus auch regelmäßig ehrenamtliche Biberrevierbetreuende unterwegs. Auch jede Meldung, die über die Website der Loki Schmidt Stiftung, über den Blog www.moin-biber.de oder die Abteilung Naturschutz eingeht, wird überprüft. So konnten in den letzten Jahren dank der Mithilfe von Anwohner*innen, Kanut*innen und Spaziergänger*innen mehrere Reviere ausfindig gemacht werden.

Biologie des Bibers

Der Biber Castor fiber ist das größte heimische Nagetier. Ein ausgewachsenes Tier erreicht eine Körperlänge von bis zu 1,30 m und wird um die 30 kg schwer. Als nacht- und dämmerungsaktive Tiere bewohnen sie die Ufer von Flüssen, Bächen und Seen, wo sie ihre Burgen ins Ufer graben und mit Ästen abdichten. Mit ihren kräftigen Nagezähnen ernähren sie sich rein vegetarisch von Uferpflanzen und Baumrinde. Wenn diese nicht ausreichend vorhanden sind, können sie auch auf Feldfrüchte wie Mais und Getreide ausweichen. Bei geringen Wasserständen von kleinen fließenden Bächen bauen sie Dämme zum Anstauen des Wohngewässers. Der Biber und seine Lebensstätten, die Burgen und Dämme, sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz und europaweit durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (Natura 2000) besonders geschützt. In Hamburg ist der Biber in der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft.

Vom Biber profitieren!

Die wichtigste Schutzmaßnahme für Biber ist der Gewässerschutz, da ca. 90 Prozent ihrer Aktivitäten in weniger als zehn Metern Entfernung vom Ufer stattfinden. Vom Schutz der Gewässer profitieren aber nicht nur die Biber, sondern auch eine Vielzahl anderer bedrohter Tier- und Pflanzenarten:

  • Zwischen ins Wasser gefallenen Ästen bilden sich beruhigte Wasserzonen, wo besonders viele Fische laichen und seltene Vögel brüten.
  • Das belassene Totholz der gefällten Bäume bietet unzähligen Insekten Wohn- und Brutmöglichkeiten.
  • In den neu entstandenen Gewässern „tummeln“ sich Amphibien und Libellen.
  • Die damit verbundene Steigerung der Wasserqualität und die Erhöhung des Fischreichtums bieten beste Voraussetzungen zur Rückkehr und Ansiedlung des Fischotters.
Das Projekt Biber

Mit dem „Projekt Biber“ setzt sich die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft in Kooperation mit der Loki Schmidt Stiftung seit 2010 für den Schutz der in Hamburg lebenden Biber ein und wirbt für die Akzeptanz der heimischen Tierart. Im Blog www.moin-biber.de wird regelmäßig über das Projekt berichtet. Die Themenfelder des Projekts sind sehr vielfältig: Unterrichtseinheiten über den Biber in Schulen, Kanutouren und Spurensuche im Biberrevier, Konfliktberatung und vieles mehr gehören dazu. Mit Hilfe von ehrenamtlichen Biberrevierbetreuer:innen werden Bestandszahlen und Entwicklung der Biber und ihrer Reviere in Hamburg kontrolliert. Wo Biberspuren zu finden sind, werden Wildkameras aufgestellt, um Fotonachweise der einzelnen Tiere zu erhalten.


Veranstaltungen

Die Loki Schmidt Stiftung bietet regelmäßig Veranstaltungen an, bei denen man mehr über den Biber und seinen Lebensraum erfahren kann.


Familienbootstour mit anschließendem Stockbrot und Lagerfeuer

Freitag, 21. Oktober 2022, 14:00–17:00 Uhr

Weitere Informationen


Wanderausstellung

Die Loki Schmidt Stiftung hat eine Wanderausstellung rund um den Biber konzipiert, die derzeit in der Bücherhalle Bergedorf zu sehen ist.

Einen Einblick in die Ausstellung erhalten Sie hier